Zu den Folgen dieser Ernährungsfehler sei auf die entsprechende Fachliteratur verwiesen. Es muss betont werden, dass gerade Mängel an Vitaminen und Spurenelementen über Monate und Jahre klinisch symptomlos bleiben können, bis der Körper seine Reserven verbraucht hat oder bis, z. B. durch Krankheit, ein erhöhter Bedarf auftritt. Während dieser Zeit kann das Tier vollkommen gesund wirken – ein häufiges Argument von Tierbesitzern: „Mein Hund/meine Katze sieht gesund aus, kann daher nicht mangelernährt sein.“ Ebenso hört man häufig: „Das Blutbild war in Ordnung, also muss meine Fütterung richtig sein.“ Eine optimale Nährstoffversorgung kann nicht an einem Blutbefund ermittelt werden! Die Messwerte im Blut sind Momentaufnahmen, dauerhafte Veränderungen treten erst bei massivem Mangel bzw. Überversorgung auf. Im Fall von Calcium und Phosphor werden die Blutspiegel innerhalb enger Grenzen konstant gehalten – Veränderungen deuten auf pathologische Prozesse hin, die selten mit der Fütterung zu tun haben. Um die Versorgung mit Nährstoffen zu prüfen, muss immer die Fütterung kontrolliert werden!
Bei der „klassischen Rationsberechnung“ wird der Nährstoffbedarf des Tieres anhand von Bedarfszahlen berechnet.
Als Standard gelten dabei die Empfehlungen des National Research Council* (NRC) 7.
* Abhängig vom jeweiligen Land der Herstellung und/oder des Verkaufs erfolgt die Herstellung kommerzieller Tiernahrungen nach den strengen Richtlinien des National Research Council (NRC), der European Pet Food Industry Federation (FEDIAF) oder der Association of American Feed Control Officials (AAFCO). Die strikte Einhaltung dieser Richtlinien stellt sicher, dass kommerzielle Tiernahrungen ausgewogen und sicher sind. Diese Richtlinien (einschließlich umfassender Ernährungs- und Fütterungsrichtlinien) sind auf den Webseiten der entsprechenden Organisationen zugänglich.
BARF-Anhänger kritisieren diesen Ansatz, da die Bedarfszahlen des NRC anhand von Fütterungsversuchen mit Fertigfutter ermittelt worden seien und daher für die Rohfütterung nicht gelten könnten. Es stimmt zwar, dass die Angaben zur empfohlenen Zufuhr eine Sicherheitsspanne beinhalten, die die Verdaulichkeit im Fertigfutter berücksichtigt. Allerdings gibt es derzeit keine Bedarfszahlen für die Rohfütterung, so dass die Angaben des NRC die besten sind, die zur Verfügung stehen. Es ist unwahrscheinlich, dass es zu einer gefährlichen Überversorgung kommt, wenn BARF-Rationen nach NRC-Angaben berechnet werden. Auf jeden Fall können für entsprechende Berechnungen die Angaben des NRC zum Minimalbedarf bzw. zur sicheren Obergrenze der Zufuhr herangezogen werden.
Manche Tierbesitzer lehnen jegliche Ergänzungsfuttermittel, wie Mineralfutter, als „künstlich“ ab und möchten den Bedarf ihres Tieres ausschließlich über „natürliche Quellen“ decken. Dabei wird der Gehalt an Vitaminen und Spurenelementen in Obst, Gemüse, Nüssen und Kräutern in der Regel weit überschätzt, und die Gehalte sind zu niedrig, um eine adäquate Versorgung mit realistischen Mengen zu erreichen. Die meisten dieser Ergänzungsfuttermittel bestehen aus Zutaten (wie Kräutern), deren Wirkung aus der traditionellen (Volks)Medizin abgeleitet wird. Eine solche Wirkung bei Hund und Katze ist selten untersucht, meistens gar nicht bewiesen.
Die Zusammenstellung einer bedarfsdeckenden Ration auf Basis von Einzelkomponenten ist möglich, aber komplex, und sollte nur nach professioneller Ernährungsberatung erfolgen.
Sehr beliebt sind, vor allem bei Hundebesitzern, diverse Nahrungsergänzungen auf Basis von Kräutern, Algen, Heilerde u. Ä., die „natürliche“ Quellen von Nährstoffen und nicht näher bezeichneten „Vitalstoffen“ sein sollen. In der Regel ist die Deklaration dieser Produkte mangelhaft. Manchmal ist nicht einmal die Zusammensetzung angegeben, eine Nährstoffanalyse fehlt fast immer. Solche Produkte können nicht empfohlen werden. Erfahrungsgemäß ist der Spurenelementgehalt in Samen, Nüssen und Kräutern zu gering, um bei einer realistischen Dosierung eine adäquate Ergänzung zu liefern. Algen sind als Jodergänzung tatsächlich gut geeignet, allerdings nur Meeresalgen (Knotentang, Ascophyllum nodosum). Süßwasseralgen (Spirulina und Chlorella) enthalten kein Jod. Nicht auszuschließen sind schließlich auch Nebenwirkungen und unerwünschte Wechselwirkungen bei Verwendung verschiedener Supplemente.
2. Hygienerisiko durch rohes Fleisch
Fleisch kann Viren, Bakterien und Parasiten beinhalten. An Viren ist vor allem das Aujeszky-Virus zu nennen, welches für Hunde und Katzen tödlich ist. Viele Tierbesitzer wissen, dass rohes Schweinefleisch nicht verfüttert werden darf; allerdings kommt es vor allem bei Jagdhunden immer wieder zu Todesfällen nach Kontakt mit Wildschweinen 8 (Abbildung 6). Wild ist vor allem dann eine Gefahr, wenn es nicht lebensmittelrechtlich untersucht wurde.