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Veterinary Focus

Ausgabe nummer 23.2 Ernährung

Diätetische Fasern: die Geheimwaffe in der klinischen Kleintierpraxis

veröffentlicht 05/07/2023

Geschrieben von Adam J. Rudinsky

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„Fasern“ ist ein Terminus, den wir täglich verwenden, wenn wir über Tiernahrungen sprechen – aber was ist das eigentlich?“ Adam Rudinsky gibt uns einen Überblick über Fasern und all ihre unterschiedlichen Aspekte.

Flohsamenschalen sind eine kostengünstige und leicht verfügbare Option zur Erhöhung des Fasergehaltes in Tiernahrung

Kernaussagen

Diätetische Fasern spielen eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung der allgemeinen Gesundheit eines Tieres und insbesondere bei der Gesunderhaltung des Gastrointestinaltraktes.


Die Menge an Fasern in kommerziellen Tiernahrungen variiert erheblich, und die Deklaration des Fasergehaltes auf den Etiketten von Tiernahrungsverpackungen kann schwierig zu interpretieren sein.


Es gibt Evidenzen, dass mit Fasern angereicherte Nahrungen hilfreich sind bei der Behandlung akuter und chronischer Diarrhoe, insbesondere bei Kolitis, obgleich der ideale Fasertyp, die ideale Dosierung und die ideale Applikationsdauer nicht bekannt sind.


Vorläufige Evidenzen deuten darauf hin, dass Fasern in einigen klinischen Szenarien mit Enteritis (Dünndarm) und Enterokolitis (Dünn- und Dickdarm) hilfreich sein können.


Einleitung

Bei diätetischen Fasern handelt es sich um ein vielfältiges und breitgefächertes Sortiment unverdaulicher Kohlenhydrate mit entscheidendem Einfluss auf die systemische Gesundheit von Tieren und den Erhalt der Homöostase des Gastrointestinaltraktes 1. Zu den primären Aufgaben von Fasern im Darm gehören die physikalische Veränderung der Digesta, die Modulation von Appetit und Sattheit, die Regulation der Verdauung und die Funktion als mikrobielle Energiequelle über den Prozess der Fermentation. Darüber hinaus haben diätetische Fasern aber auch ausgedehnte systemische Effekte und eine große Bandbreite vorteilhafter Wirkungen im gesamten Organismus (Abbildung 1) 1. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Funktionen diätetischer Fasern, ihre Vorteile für die Gesundheit, die Kennzeichnung von Tiernahrungen und die klinischen Vorteile von Modifizierungen des diätetischen Fasergehaltes bei Hunden und Katzen mit gastrointestinalen Erkrankungen. Ziel ist es, relevante Informationen für die praktische Anwendung diätetischer Fasern in der tierärztlichen Praxis zu liefern.

Diätetische Fasern haben vielfältige Wirkungen im Körper
Abbildung 1. Diätetische Fasern haben vielfältige Wirkungen im Körper, sowohl im Gastrointestinaltrakt als auch auf systemischer Ebene. Die Abbildung zeigt die bei Hunden und Katzen dokumentierten primären Effekte diätetischer Fasern.
© Adam J. Rudinsky

Fasern – die Grundlagen

Physikalisch-chemische Eigenschaften wie die Fermentabilität, die Löslichkeit und Viskosität bilden die Grundlage für aussagekräftige Klassifikationsschemata für die verschiedenen Fasertypen, da diese Merkmale oft hilfreiche Einblicke in die potenziellen funktionellen Eigenschaften bestimmter Faserquellen geben. Diese Kategorisierungen sind in vielen klinischen Situationen praktisch anwendbar, und das Wissen um die Wirkungen spezifischer Fasertypen kann sehr hilfreich sein, wenn der Fasergehalt in der Nahrung eines individuellen Tieres modifiziert werden soll.

Fermentabilität ist eine Eigenschaft von Fasern und beschreibt inwieweit Fasern im GIT von Mikroorganismen chemisch abgebaut werden. Einzelne Faserquellen können nicht fermentierbar, langsam fermentierbar, moderat fermentierbar oder schnell fermentierbar sein. Kurzkettige Fettsäuren (SCFAs) und andere bei der Fermentation von Fasern gebildete Metaboliten sind wichtige Faktoren für das Verständnis der unzähligen Gesundheitsvorteile diätetischer Fasern, sowohl im GIT als auch auf systemischer Ebene 1. Eine erhöhte Faserfermentationsrate korreliert im Allgemeinen mit einer verringerten gastrointestinalen Passagezeit, einer verminderten fäkalen Masse (Kotvolumen) und einer erhöhten Produktion von SCFA und anderen Metaboliten 1,2. Cellulose und Hemicellulose sind Beispiele für nicht fermentierbare oder langsam fermentierbare Fasern, die bei der Passage durch den GIT nur geringe Veränderungen ihrer Struktur erfahren und somit für ein größeres Kotvolumen sorgen können 2. Dagegen handelt es sich zum Beispiel bei Pektinen und Pflanzengummis um typische Vertreter hoch fermentierbarer Fasern, die einen hohen Anteil SCFAs generieren.

Die Löslichkeit einer Faserquelle basiert auf ihrer Fähigkeit, in Wasser zu dispergieren. Die Dispersion in Wasser ermöglicht es Fasern, im GIT visköse Gele zu bilden, und die Löslichkeit individueller Faserquellen kann sehr stark variieren von vollständig löslich bis vollständig unlöslich 1. Zwischen den Eigenschaften Fermentabilität und Löslichkeit gibt es eine breite Überschneidung, und viele schnell fermentierbare Fasern (wie Pectine und Gummis) weisen zugleich eine hohe Löslichkeit auf, während schwach fermentierbare Fasern (Cellulose, Hemicellulose) zu den Vertretern mit der geringsten Löslichkeit gehören.

Die Viskosität ist ein Maß für die Fähigkeit von Fasertypen, zu verdicken und Gele in einer Lösung zu bilden. Auch diese Eigenschaft kann sich von Fasertyp zu Fasertyp in ganz erheblichem Maße unterscheiden. Hohe Viskositäten werden am häufigsten bei einer Untergruppe löslicher Fasertypen beobachtet. Die Viskositätseigenschaften gehen nach der Fermentation verloren, so dass lösliche Fasern mit langsamer Fermentierbarkeit (wie z. B. Flohsamen) in der Lage sind, ihre gelartigen Eigenschaften im GIT über längere Zeit aufrechtzuerhalten*.

* https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/apt.15129

Fasern und die Kennzeichnung von Tiernahrung

Wie oben erwähnt bestehen Fasern aus nicht-verdaulichen Kohlenhydraten. In Hunde- und Katzennahrungen liefern diese Kohlenhydrate und ihre Metaboliten (SCFAs) nur etwa bis zu 5 % der Energie. In Anbetracht dieses geringen Beitrages zur Energieversorgung gelten diätetische Fasern nicht als essenzielle Nährstoffe, und viele Institutionen, die Richtlinien über minimale und maximale Nährstoffkonzentrationen erstellen, machen keine Angaben über den erforderlichen Mindestgehalt an Fasern in Hunde- oder Katzennahrungen. In diesem Zusammenhang beruft man sich auf Studien geringer Dauer, die bei kohlenhydratfrei ernährten Hunden keine unerwünschten Ereignisse beschreiben 3,4.

Bedenken im Zusammenhang mit einer übermäßiger Zufuhr diätetischer Fasern betreffen unter anderem eine reduzierte Absorption von Mineralstoffen, eine niedrige kalorische Konzentration der Nahrung, und gastrointestinale Symptome wie Diarrhoe, Krämpfe und Blähungen 1. Es gibt aber keine veröffentlichten Studien über unbeabsichtigte Faser-assoziierte Nährstoffdefizienzen bei Hunden oder Katzen, die vollwertige und ausgewogene kommerzielle erhältliche Nahrungen erhalten. Ebenso kann aber auch ein Fasermangel Nachteile für die gastrointestinale und systemische Gesundheit mit sich bringen, in diesen Fällen scheint es sich jedoch eher um einen Mangel relativ zum individuellen Bedarf eines Tieres zu handeln und weniger um einen absoluten Mangel an Fasern. Aus klinischer Sicht spielt ein solcher relativer Mangel am häufigsten eine Rolle bei Tieren, die von einer Steigerung des diätetischen Fasergehaltes zur Verbesserung der gastrointestinalen Gesundheit profitieren würden. Vor diesem Hintergrund ist bei gesunden Hunden und Katzen, die kommerzielle Tiernahrungen erhalten, sowohl ein Fasermangel als auch ein Faserüberschuss eher unwahrscheinlich.

Es gibt verschiedene Methoden, um den Fasergehalt in Tiernahrungen zu messen und auf dem Etikett der Packung anzugeben. Am häufigsten angegeben werden Rohfasern, Gesamtfasern, unlösliche diätetische Fasern und lösliche diätetische Fasern. Die Labormethode zur Bestimmung der Rohfasern ist in einigen Ländern aufgrund von gesetzlichen Bestimmungen vorherrschend, dieses Verfahren gibt die tatsächlich in einer Nahrung vorhandene Fasermenge aber nicht präzise an, da sie vorwiegend der Gehalt an unlöslichen Fasern bestimmt, und lösliche Faserquellen nur wenig berücksichtigt 5. Bei humanen Nahrungsmitteln wird aus diesem Grund standardmäßig der Gesamtfasergehalt angegeben, und auch unter Tierernährungsexperten wird dieser Parameter immer populärer und in zunehmendem Maße zur Anwendung empfohlen 5. Fehlen auf dem Etikett einer Tiernahrung Angaben zum Gesamtfasergehalt, sollte man sich der eingeschränkten Aussagekraft anderer Angaben (z. B. Rohfasern) bei der Beurteilung des tatsächlichen diätetischen Fasergehaltes bewusst sein (Abbildung 2).

Etiketten von Tiernahrungen enthalten zwar Angaben zum Fasergehalt
Abbildung 2. Etiketten von Tiernahrungen enthalten zwar Angaben zum Fasergehalt, dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die tatsächlich in der Nahrung enthaltene Fasermenge aufgrund der angewendeten Analysemethoden oft nicht präzise wiedergegeben ist.
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Fasern in Ernährungsplänen

Die Menge an Gesamtfasern in Hunde- und Katzennahrungen variiert in ganz erheblichem Maße und reicht von geringen 0,1 g/100 kcal bis hin zu mehr als 11 g/100 kcal. Übliche Formen therapeutischer gastrointestinaler Trockennahrungen, einschließlich hydrolysierter und hoch verdaulicher Diätnahrungen, liefern oft nur relativ bescheidene Mengen an diätetischen Fasern (1,0-2,5 g Gesamtfasern pro 100 kcal). Spezifisch für Faser-responsive gastrointestinale Erkrankungen formulierte Diätnahrungen enthalten oft gemischte Faserquellen und haben einen insgesamt höheren Fasergehalt (Gesamtfasern: 4,5-6,0 g/100 kcal für Hunde bzw. 2,6-2,9 g/100 kcal für Katzen). Die höchsten Fasergehalte haben typischerweise Diätnahrungen für das Gewichtsmanagement (Gesamtfasern: 7,5-11,0 g/100 kcal für Hunde bzw. 4,6-7,6 g/100 kcal für Katzen).

Die Fertignahrungen renommierter Tiernahrungshersteller sind vollwertig und ausgewogen und liefern durch exakte Analysen garantierte spezifische Fasertypen in garantierten Konzentrationen. Wenn die Fütterung einer mit Fasern angereicherten Fertignahrung nicht möglich ist, können alternativ einer vollwertigen und ausgewogenen Basisnahrung Fasern zugesetzt werden. Hierbei muss man sich aber stets potenzieller Komplikationen bewusst sein, wie zum Beispiel Problemen bei der Applikation, Bedenken hinsichtlich der Schmackhaftigkeit und damit der Akzeptanz, und nicht zuletzt einer potenziellen Unausgewogenheit der Basisnahrung bei unsachgemäßer Fasersupplementierung. Flohsamenschalen (Abbildung 3) sind eine zu diesem Zweck häufiger eingesetzte Faserquelle und werden gegenüber anderen Faserquellen aus dem Lebensmittelbereich (z. B. Kürbispüree in der Dose) bevorzugt eingesetzt (Abbildung 4), da Produkte wie Kürbispüree in der Dose oft deutlich geringere Faserkonzentrationen auf weisen, so dass sie im Vergleich zu konzentrierteren Faserquellen wie Flohsamenschalen der Ration eines Hunden oder einer Katze in deutlich größeren Volumina zugesetzt werden müssen 1. Eindeitige Erkenntnisse über spezifische Dosierungen von Faserquellen mit dem Ziel, eine spezifische erwünschte klinische Wirkung zu erzielen, liegen nicht vor, und die diesbezügliche Datenlage bei Hunden und Katzen ist sehr spärlich. Es gibt lediglich eine einzige veröffentlichte Studie bei Hunden mit Faser-responsiver Dickdarmerkrankung, in der eine mediane Tagesdosierung von 30 ml (zwei Esslöffel) Flohsamenfasern (Spanne 3,75-90 ml (0,25-6 Esslöffel) beschrieben wird 6. Die Supplementierung von Fasern erfolgt bei dieser diätetischen Strategie also weitgehend empirisch und sollte sich unter anderem an den klinischen Symptomen orientieren (Abbildung 5). Bei Verwendung einer einzigen Faserquelle zur Supplementierung ist zudem zu berücksichtigen, dass diese unter Umständen nicht dieselben klinischen Vorteile bringt, wie gemischte Faserquellen in einer Nahrung. Und schließlich wird empfohlen, die Menge der zugesetzten Fasern langsam und schrittweise zu erhöhen, um unerwünschte Ereignisse zu vermeiden, die bei schnellen Änderungen der Dosierung in der Nahrung auftreten können (Abbildung 6).

Flohsamenschalen sind eine kostengünstige
Abbildung 3. Flohsamenschalen sind eine kostengünstige und leicht verfügbare Option zur Erhöhung des Fasergehaltes in Tiernahrung.
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GIT-Effekte und Vorteile für die Gesundheit

Fasern beeinflussen die Magenentleerungszeit, die Geschwindigkeit der Darmpassage, das Kotvolumen, die fäkale Wasserkonzentration sowie den Stoffwechsel der Darmbakterien und stimulieren die Sekretion von Schleim (Abbildung 1) 1. Lösliche und visköse Fasertypen verzögern in den meisten Fällen die Magenentleerung und erhöhen die Dünndarmpassagezeit, während unlösliche Fasern oft die Magenentleerungszeit steigern und die Passagezeit in Dünn- und Dickdarm herabsetzen 1. Auch die Leichtigkeit der Defäkation kann durch diätetische Fasern verändert werden, insbesondere durch ihre Fähigkeit, das fäkale Volumen und das fäkale Gewicht zu erhöhen (Abbildung 1). Lösliche, fermentierbare Fasern erhöhen das Kotgewicht, den fäkalen Feuchtigkeitsgehalt und die weiche Konsistenz der Fäzes, indem sie die Wasserretention, den prozentualen Anteil der fäkalen Trockensubstanz und die bakterielle Konzentration steigern. Unlösliche, minimal fermentierbare Fasern steigern die fäkale Masse durch Wasserretention und ihre Trockensubstanz-volumensteigernde Kapazität 1. Diese erwarteten Effekte variieren jedoch oft in unterschiedlichen Studien über verschiedene Fasertypen bei Hunden und Katzen 1, und bei einem therapeutischen Einsatz diätetischer Fasern sollte immer auch mit der Möglichkeit atypischer Reaktionen gerechnet werden.

Fasern können auch die Verdaulichkeit einer Nahrung herabsetzen, und dieser Effekt wird insbesondere bei langsam fermentierbaren Fasern beobachtet 2. Bei fermentierbaren, löslichen Fasern besteht dagegen eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie einen Einfluss auf die Verfügbarkeit von Nährstoffen haben, der auf der Fähigkeit solcher Fasern basiert, Gele zu bilden, die sich der Nährstoffverdauung als eine Art von physikalischer Barriere entgegenstellen.

Der Fasergehalt in Produkten wie Kürbispüree in der Dose
Abbildung 4. Der Fasergehalt in Produkten wie Kürbispüree in der Dose – eine beliebte Wahl vieler Besitzer – ist tendenziell weniger hoch, so dass im Vergleich zu Faserquellen wie Flohsamenschalen deutlich höhere Volumina verabreicht werden müssen.
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Fasern als Präbiotika und das intestinale Mikrobiom

Diätetische Fasern können auch als Präbiotika wirken. Präbiotische Fasern können von Bakterien des Wirts verwertet werden, und die dabei entstehenden Metaboliten können vorteilhafte Wirkungen auf die Gesundheit haben 7. Präbiotische Fasern beeinflussen insbesondere das Darmmikrobiom von Hunden und Katzen in sehr hohem Maße. Um als ein Präbiotikum wirken zu können, müssen Fasern zunächst einer Verdauung durch Enzyme widerstehen, dann das Wachstum symbiotischer Darmbakterien fördern und schließlich nicht das Wachstum pathogener Bakterien fördern 7. Oligosaccharide und Inulin (hauptsächlich aus der Zichorie) sind häufig in Nahrungen für Hunde und Katzen eingesetzte präbiotische Fasern. Es gibt aber keine Studien über die Auswirkungen, die Dosierungsintervalle für eine Supplementierung und die synergistischen Effekte von Präbiotika und anderen diätetischen Fasern auf die Gesundheit von Hunden und Katzen. Weitere Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet sind also zweifellos gerechtfertigt.

Ein vollständiger Überblick über präbiotische Fasern würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Ein wichtiger Aspekt ist aber die Fermentation präbiotischer Fasern und die damit zusammenhängenden Veränderungen der mikrobiellen Populationen und der mikrobiellen Metaboliten. Die bei der bakteriellen Fermentation dieser Fasern gebildeten kurzkettigen Fettsäuren (SCFAs) dienen sowohl den Mikroorganismen im Kolon als Energiequelle als auch dem Wirt selbst über den Portalkreislauf 1. Auf lokaler Ebene im Darm unterstützen SCFAs den Erhalt eines gesunden Epithels durch Regulation der bakteriellen Proliferation, Verbesserung der Kolondurchblutung, Reduzierung der Abhängigkeit von der Glukoneogenese und Verhinderung einer Besiedelung durch pathogene Bakterien (Abbildung 1). Auf systemischer Ebene führen diese Effekte zu verbesserter glykämischer Kontrolle, Modulation von Genexpressionen, immunregulatorischen Effekten und neuronaler Regeneration 1. Insbesondere diese lokalen und systemischen Vorteile von Präbiotika sind aktuell ein wichtiger Forschungsbereich bei Hunden und Katzen.

Klassisches Erscheinungsbild von Kot bei Fütterung einer mit Fasern angereicherten Nahrung
Abbildung 5. Klassisches Erscheinungsbild von Kot bei Fütterung einer mit Fasern angereicherten Nahrung: Faseriges/gummiartiges äußeres Erscheinungsbild.
© Comparative Hepatobiliary and Intestinal Research Program (CHIRP)/Tim Vojt

Systemische Wirkungen und Vorteile für die Gesundheit

Diätetische Fasern senken die kalorische Dichte von Futtermitteln und erhöhen die Sattheit – zwei Gründe für ihre wichtige Rolle beim Gewichtsmanagement 1. Der Zusatz unlöslicher Fasern zu einer Nahrung macht es möglich, einem Tier eine kalorisch neutrale Tagesration mit größerem Volumen und verbesserter Sättigung zu geben. Die Ergebnisse von Studien zum Faser-basierten Gewichtsmanagement unterscheiden sich zwar zum Teil, und oft beinhalten diese Studien multiple Variablen, insgesamt sprechen die verfügbaren Evidenzen aber für eine erhöhte Aufnahme diätetischer Fasern im Rahmen des Gewichtsmanagements und für die Modulation der Sättigung.

Die Faser- und Makronährstoffzusammensetzung der Nahrung hat darüber hinaus auch einen Einfluss auf die postprandialen Glukose- und Insulinantworten (Abbildung 1) 1. Diesbezüglich am wirksamsten scheinen hoch visköse, lösliche Fasern zu sein, da sie die Fähigkeit besitzen, die Glukoseaufnahme aus dem faserinduzierten Gel im Darm zu hemmen. Studien zeigen eine verbesserte glykämische Kontrolle und eine niedrigere postprandiale Hyperglykämie bei erhöhten Konzentrationen diätetischer Fasern – löslich oder unlöslich 1. Bei Katzen gibt es insgesamt weniger Studien zum Verständnis der Auswirkungen von Fasern auf die glykämische Kontrolle, und die beiden gegenwärtig vorliegenden Arbeiten kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen 1. Letztlich waren diese Effekte aber trotz der in einigen Studien festgestellten Verbesserungen bei der glykämischen Kontrolle nicht ausreichend groß, um die Gesamtdosis des Insulins senken oder die klinischen Symptome verbessern zu können.

Mit zunehmendem Alter entwickeln sich bei Tieren zahlreiche Veränderungen im GIT, wie zum Beispiel eine reduzierte Verdaulichkeit von Rohprotein und Rohfett, eine verlangsamte Darmpassage, ein herabgesetzter basaler Metabolismus, reduzierte postprandiale Antworten, eine Abnahme intestinaler und pankreatischer Sekretionen und eine insgesamt reduzierte körperliche Aktivität. Eine Fasersupplementierung kann dazu beitragen die Darmpassage und die gastrointestinale Funktion aufrechtzuerhalten und Obstipation und Diarrhoe in der älteren Population zu verhindern, bislang wurden diese Aspekte aber noch nicht formell untersucht, und die Faserempfehlungen für geriatrische Hunde und Katzen basieren in erster Linie auf Vermutungen. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass eine hohe Faseraufnahme bei älteren Individuen ohne tatsächlichen relativen Fasermangel unter Umständen nicht zu empfehlen ist (insbesondere nicht bei schlanken oder untergewichtigen geriatrischen Tieren), da sie bei diesen Tieren einen negativen Einfluss auf die Verdaulichkeit und die GIT-Funktion haben kann.

Weitere potenzielle Vorteile diätetischer Fasern sind Verbesserungen der immunologischen, kardiovaskulären und reproduktiven Gesundheit (Abbildung 1) 1. In der Humanmedizin ist bekannt, dass Fasersupplementierungen das Risiko von Neoplasien, kardiovaskulären Erkrankungen und koronaren Herzerkrankungen senken und die reproduktive Gesundheit verbessern können. Bei Hunden und Katzen wurden diese Effekte von Fasern, ebenso wie andere systemische Wirkungen bislang nur in sehr geringem Maße untersucht, und bevor entsprechende Schlussfolgerungen über entsprechende potenzielle Vorteile diätetischer Fasern bei diesen Spezies gezogen werden können, sind zweifellos weitere Studien erforderlich.

Erscheinungsbild von Kot bei nicht richtig durchgeführter Fasersupplementierung
Abbildung 6. Erscheinungsbild von Kot bei nicht richtig durchgeführter Fasersupplementierung: Trennung zwischen Fasern und einem flüssigen Kern.
© Comparative Hepatobiliary and Intestinal Research Program (CHIRP)

Fasern und die Behandlung von GIT-Erkrankungen

Akute Diarrhoe

Mit Fasern angereicherte Nahrungen können in der Behandlung von Hunden mit akuter Diarrhoe eingesetzt werden 8,9. Erstmals dokumentiert wurde dies in einer Studie mit 22 Hunden, die randomisiert eine von zwei Nahrungsoptionen mit unterschiedlichen Fasergehalten erhielten, jeweils mit einer begleitenden Metronidazol-Behandlung. Die Hunde mit der faserreichen Nahrung zeigten eine stärker ausgeprägte Besserung der fäkalen Scores als die Hunde mit der Kontrollnahrung 8. Die in dieser Studie eingesetzten Nahrungen unterschieden sich bezüglich ihrer Konzentrationen löslicher und unlöslicher Fasern, wobei die faserreiche Nahrung einen Gesamtfasergehalt von 6,1 g/100 kcal aufwies, und die faserarme Nahrung einen Gesamtfasergehalt von 1,5 g/100 kcal.

Eine weitere Studie evaluierte konventionelle Behandlungsoptionen für akute Kolitis bei 59 Hunden privater Halter und demonstrierte klinische Vorteile eines diätetischen Managements mit Fasern 9. Die Tiere in dieser Studie wurden randomisiert in drei Placebo-kontrollierte Gruppen unterteilt, wobei eine Gruppe eine hochverdauliche Nahrung in Kombination mit einem Placebo erhielt, die zweite Gruppe eine hochverdauliche Nahrung in Kombination mit Metronidazol und die dritte Gruppe schließlich eine zusätzlich mit Flohsamen angereicherte hochverdauliche Nahrung in Kombination mit einem Placebo. Der diätetische Fasergehalt der hochverdaulichen Nahrung wurde als Gesamtfasergehalt von 1,5 g / 100 kcal angegeben, und die mit Fasern angereicherte hochverdauliche Nahrung wies einen Gesamtfasergehalt von 2,8 g / 100 kcal auf. Bezüglich der Zeit bis zur Resolution der klinischen Symptome war das diätetische Management allein dem diätetischen Management in Kombination mit Metronidazol überlegen. Bemerkenswert ist diese Untersuchung vor allem deshalb, weil es sich um die erste Studie handelt, die zwei häufig eingesetzte empirische Behandlungsstrategien miteinander vergleicht, und bei Hunden mit akuter Kolitis einen therapeutischen Vorteil auf Seiten des diätetischen Managements demonstriert 9.

Schließlich zeigte eine als Abstract veröffentlichte Studie die Vorteile von mit Fasern angereicherten Nahrungen bei Tierheim-Hundewelpen mit akuter Diarrhoe 10. Da es sich hierbei lediglich um einen Abstract handelt, liegen nur begrenzte Informationen über die in der Studie eingesetzten Nahrungen vor, bekannt ist aber, dass diese Nahrungen multiple Quellen löslicher und unlöslicher Fasern enthielten. Die faserreichere Nahrung hatte einen Rohfasergehalt von 4,3 % und einen Gehalt an löslichen Fasern von 2,0 %, während die faserärmere Nahrung einen Rohfasergehalt von 3,3 % und einen Gehalt an löslichen Fasern von 0,3 % aufwies (für keine der Nahrungen war der Fasergehalt in g / 100 kcal angegeben). Die mit Fasern angereicherte Nahrung führte zu einer schnelleren Resolution der klinischen Symptome und zu verbesserten fäkalen Score.

Auch bei Katzen mit akuter Diarrhoe scheinen mit Fasern angereicherte Nahrungen wirksam zu sein, obgleich bei dieser Spezies diesbezüglich insgesamt weniger unterstützende Evidenzen vorliegen. Ähnlich wie die oben genannte Studie 10. zeigt eine als Abstract veröffentlichte Untersuchung die Vorteile von mit Fasern angereicherten Nahrungen bei Tierheim-Katzenwelpen mit akuter Diarrhoe. Auch hier liegen wiederum nur begrenzte Informationen über die in der Studie eingesetzten Nahrungen vor, diese enthielten aber ebenfalls multiple Quellen löslicher und unlöslicher Fasern. Die faserreichere Nahrung hatte einen Rohfasergehalt von 3,0 % und einen Gehalt an löslichen Fasern von 1,6 %, während die faserärmere Nahrung einen Rohfasergehalt von 1,1 % und einen Gehalt löslicher Fasern von 0,2 % aufwies (für keine der Nahrungen war der Fasergehalt in g/100 kcal angegeben). Trotz ähnlicher finaler fäkaler Scores bei beiden Nahrungen führte die mit Fasern angereicherte Nahrung zu schnellerer Resolution der klinischen Symptome 11.

Unerwünschte Ereignisse, Nebenwirkungen oder Komplikationen im Zusammenhang mit der diätetischen Therapie bei akuter Diarrhoe wurden in den oben genannten Studien nicht festgestellt, und im Vergleich zur Behandlung mit Antibiotika wurden insgesamt weniger Schäden am Darmmikrobiom beobachtet 8,10,11. In der Summe sprechen die Ergebnisse dieser Studien für eine Anwendung von mit Fasern angereicherten Nahrungen in der Behandlung von Hunden und Katzen mit akuter Diarrhoe, insbesondere bei Kolitis, auch wenn die idealen Fasertypen, die optimalen Dosierungen und die geeignete Applikationsdauer bislang nicht bekannt sind.

Adam Rudinsky

Fasern sind Bestandteile nahezu aller Hunde- und Katzennahrungen und repräsentieren einen weitgehend ungenutzten Bereich, der manipuliert werden kann, um gesundheitliche Vorteile für Tiere und Verbesserungen klinischer Symptome zu erreichen.

Adam Rudinsky

Chronische Diarrhoe

Ähnlich wie bei der akuten Diarrhoe stützen zahlreiche Studien eine Anwendung von mit Fasern angereicherten Nahrungen auch in der Behandlung der chronischen Diarrhoe. Die häufigste Indikation für diätetische Fasern sind Symptome einer Kolitis (Dickdarm), die nachfolgend besprochenen Studien zeigen aber auch erste Evidenzen in einigen klinischen Szenarien mit Enteritis (Entzündung des Dünndarms) oder Enterokolitis (kombinierte Entzündung des Dünn- und des Dickdarms) 12,13,14.

Die erste dieser Studien beschreibt die Ergebnisse bei Hunden, die mit drei verschiedenen Nahrungen (fettarm, faserreich oder antigenarm) behandelt wurden und begleitend antiinflammatorische Kortikosteroide erhielten 12. Die mit Fasern angereicherte Nahrung war die zweitwirksamste Option und konnte die klinischen Symptome in etwa 75 % der Fälle kontrollieren. Mit 85 % zeigten die Hunde mit der antigenrestriktiven Nahrung die höchste Ansprechrate, während die Ansprechrate in der Gruppe mit der fettarmen Nahrung lediglich bei niedrigen 18 % lag.

Weitere Unterstützung für die Anwendung von mit Fasern angereicherten Nahrungen liefert eine retrospektive Studie über 25 Hunde mit chronischer Kolitis, die zeigt, dass es sich bei der Umstellung der Behandlung auf eine mit diätetischen Fasern angereicherte Nahrung um den therapeutischen Ansatz handelte, der am häufigsten zu einer Resolution der klinischen Symptome führte 13. Auch in dieser Studie konnte gezeigt werden, dass hochverdauliche Nahrungen und hypoallergene Nahrungen bei einem geringeren prozentualen Anteil der Fälle erfolgreich waren. Da es sich hierbei aber nicht um eine randomisierte kontrollierte Studie handelt, sind keine Aussagen über die relative Wirksamkeit der unterschiedlichen therapeutischen Ansätze möglich. Auch eine weitere unkontrollierte Studie über Hunde, die eine kommerziell erhältliche Nahrung erhielten, beschreibt, dass mit Fasern angereicherte Nahrungen zu einer Resolution von Kolitis führten 14. Alle drei genannten Studien stützen in der Summe letztlich das Konzept einer Anwendung von mit Fasern angereicherten Nahrungen bei Hunden mit chronischer Diarrhoe, insbesondere auf Basis der verbesserten fäkalen Scores.

Darüber hinaus gibt es Studien, die eine Anwendung von mit Fasern angereicherten Nahrungen sowohl bei nicht-entzündlicher Dickdarmdiarrhoe als auch bei chronischer idiopathischer Dickdarmerkrankung stützen 6,15. Eine dieser Studien beschreibt die Antwort von 27 Hunden mit chronischer idiopathischer Dickdarmdiarrhoe auf eine Supplementierung verschiedener Basis-Nahrungen mit überwiegend löslichen Fasern 6. Die überwiegende Mehrzahl der Hunde (96,3 %) zeigte eine entweder hervorragende oder gute klinische Antwort auf die Fasersupplementierung. In der zweiten Studie über Hunde, die in Kombination mit anderen Behandlungen eine kommerziell erhältliche mit unlöslichen Fasern angereicherte Nahrung erhielten, wurde die Antwort bei 12 von 19 Hunden der diätetischen Modifikation zugeschrieben 15. In beiden Studien ermöglichte die Applikation zusätzlicher Fasern bei einigen Hunden eine Reduzierung oder sogar ein vollständiges Absetzen der adjunktiven Behandlungen. Diese Ergebnisse stützen die Anwendung von mit löslichen, unlöslichen oder gemischten Faserquellen angereicherten Nahrungen bei Hunden mit idiopathischer Dickdarmdiarrhoe.

Über die traditionellen gastrointestinalen Outcome-Parameter hinaus wird auch beschrieben, dass diätetische Fasern das Kotabsatzverhalten und die Lebensqualität nach dem Empfinden von Hundebesitzern verbessern. Die Studie, in der entsprechende Effekte dokumentiert sind, kommt zu der Schlussfolgerung, dass der Downstream-Effekt der Fasern hinsichtlich der vermehrten Produktion antioxidativer und antiinflammatorischer Metaboliten zu diesen insgesamt gesundheitsfördernden Ergebnissen führen könnte 16. Zukünftige Forschungsarbeiten in diesem Bereich sollten sich auf die Langzeitvorteile der Fasersupplementierung bei Hunden mit chronischen gastrointestinalen Erkrankungen fokussieren.

Die Prognose für Hunde mit Faser-responsiven chronischen gastrointestinalen Erkrankungen wird im Allgemeinen als gut beschrieben. Studien zur Untersuchung der Wirkung einer Behandlung mit löslichen Fasern bewerteten die Langzeitkontrolle bei 96 % der Hunde als mindestens gut 6, während bei Verwendung von überwiegend unlöslichen Fasern 63 % der Hunde auf die diätetische Behandlung ansprachen. Die Ergebnisse des Langzeit-Follow-ups in dieser Studie weisen darauf hin, dass die beste Kontrolle der klinischen Symptome im Anschluss an ein anfängliches Ansprechen mit Hilfe einer Langzeitsupplementierung und eines diätetischen Langzeit-Managements erreicht werden 6. In allen genannten Studien erwiesen sich die mit Fasern angereicherten Nahrungen und die Fasersupplementierungen als sicher und wurden von den Hunden gut vertragen.

Evidenzen bezüglich eines diätetischen Managements auf der Basis von mit Fasern angereicherten Nahrungen bei Katzen mit chronischer Diarrhoe sind spärlich und beschränken sich im Wesentlichen auf die Ergebnisse einiger weniger Studien 17,18,19. In einer kleinen Studie über zwölf Katzen mit chronischer Diarrhoe, in der die meisten Tiere entweder auf eine diätetische Behandlung allein oder auf eine diätetische Behandlung kombiniert mit ergänzenden Medikationen ansprachen, waren die am häufigsten eingesetzten Nahrungen entweder a priori faserreich oder sie wurden mit Fasern supplementiert 17. In einer weiteren Crossover-Studie führte eine Nahrung mit löslichen Fasern gemischter Quellen bei 19 Katzen mit chronischer Diarrhoe zu verbesserten fäkalen Scores und geringerer Defäkationshäufigkeit im Vergleich zu einer Kontroll-Nahrung 18. Die dritte Studie evaluierte Faserquellen, die antiinflammatorische und antioxidative Metaboliten hervorbringen und dokumentierte bei Katzen mit Diarrhoe bessere Ergebnisse im Vergleich zu anderen Faserquellen 19. Diese drei Studien stützen das Konzept der Faser-responsiven chronischen Diarrhoe bei Katzen. Vieles spricht also dafür, mit Fasern angereicherte Nahrungen oder eine Fasersupplementierung in der Behandlung von Hunden und Katzen mit chronischer Diarrhoe einzusetzen, und die Mehrzahl der vorliegenden Evidenzen stützt zudem eine Anwendung bei Kolitis.

Obstipation

Auf der Basis von extrapolierten Daten anderer Spezies, nach Expertenmeinungen und unter Berücksichtigung von Daten gesunder Hunde und Katzen scheinen diätetische Fasern vorteilhafte Wirkungen bei der Behandlung von Hunden und Katzen mit Obstipation zu haben 20. Es gibt eine Reihe von potenziellen Gründen, warum bei einer Obstipation sowohl lösliche als auch unlösliche Fasern wirksam sein können. Wie oben erwähnt, erhöhen unlösliche oder nicht-fermentierbare Fasern das Kotvolumen, und dies wiederum stimuliert die Peristaltik im GIT 21. Lösliche Fasern bilden im Gastrointestinaltrakt Gele, die die Bewegung der Fäzes durch den Darmtrakt unterstützen 21. Hoch lösliche und fermentierbare Fasern können bei obstipierten Tieren aber auch über ihre Fermentationsprodukte vorteilhaft wirken. So entstehen beim Abbau dieser Fasern unter anderem SCFAs, die einen prokinetischen Effekt haben und den fäkalen Wassergehalt erhöhen 22.

Katzen sind häufig von Obstipation betroffen 23, und Faserquellen, die die Bildung antioxidativer und antiinflammatorischer Substanzen fördern, führen in diesen Fällen nachweislich zur Besserung klinischer Symptome 19. Eine weitere Studie betrachtete Katzen, die entweder mit einer Diätnahrung allein behandelt wurden oder mit einer Diätnahrung in Kombination mit adjunktiven Medikationen, und kam zu dem Ergebnis, dass sich die fäkalen Scores in beiden Gruppen verbesserten 24. Die Diätnahrungen in dieser Studie enthielten gemischte Faserquellen, einschließlich Flohsamen. Auch wenn es sich hierbei nur um eine begrenzte Anzahl von Studien handelt, stützen sie doch die Anwendung von mit Fasern angereicherten Nahrungen bei Katzen mit Obstipation (Abbildung 7). Bevor die Behandlung einer obstipierten Katze mit Fasern empfohlen wird, muss zunächst differenzialdiagnostisch die Möglichkeit einer hochgradigen Dysmotilität des Kolons (z. B. Megakolon) ausgeschlossen werden, da zusätzliche diätetische Fasern in diesem Fall kontraindiziert wären.

Klinische Studien über die Wirkungen von Fasern bei Hunden mit natürlicher, spontaner Obstipation liegen zwar nicht vor, unter experimentellen Bedingungen führte die Anwendung von Feigenpaste als Faserquelle aber zu einer Verbesserung der Kotpassage bei Hunden ohne Komplikationen 25. Darüber hinaus zeigt ein Synbiotikum, das das Präbiotikum Inulin enthält, bei gesunden Hunden einen laxierenden Effekt, der eine entsprechende Wirkung dieses Produktes auch bei der Behandlung von Obstipation vermuten lässt 26. Weitere Forschungsarbeiten sind jedoch erforderlich, um die Effekte von Fasern bei der Behandlung von Hunden mit spontaner Obstipation zu dokumentieren. Die vorläufigen Ergebnisse sind aber vielversprechend, und wie beim Thema Diarrhoe sind auch hier weitere Studien bei Hunden und bei Katzen erforderlich, um herauszufinden, ob ein spezifischer Fasertyp oder eine spezifische Menge an Fasern optimal geeignet ist für die gezielte Behandlung einer Obstipation.

Katzen sind oft von Obstipation betroffen
Abbildung 7. Katzen sind oft von Obstipation betroffen, und bestimmte Faserquellen können helfen, die klinischen Symptome zu bessern.
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Schlussfolgerung

Fasern sind Bestandteile nahezu aller Hunde- und Katzennahrungen und repräsentieren ein weitgehend ungenutztes Feld, mit dessen gezielter Manipulation gesundheitliche Vorteile für Tiere und Verbesserungen klinischer Symptome zu erreichen sind. Voraussetzung für eine kompetente und überzeugte Einführung von Fasern als diätetisches Therapeutikum in der tierärztlichen Praxis ist ein grundlegendes Verständnis ihrer Gesundheitsvorteile, ihrer physikalisch-chemischen Eigenschaften und ihrer klinischen Anwendungsgebiete sowie der Kennzeichnung von Tiernahrungen. Das wichtigste Anwendungsgebiet für fasergestützte diätetische Behandlungen bei Hunden und Katzen sind gastrointestinale Erkrankungen. Tiernahrungshersteller bieten eine große Vielfalt von mit Fasern angereichten Fertignahrungen an, und die Forschung zeigt, dass diese in ausgewählten Fällen zahlreiche Vorteile gegenüber konventionellen Behandlungsoptionen (z. B. Langzeitantibiose oder immunmodulatorische Medikationen) haben. Bei Hunden und Katzen mit gastrointestinalen Erkrankungen sollten diätetische Fasern deshalb immer als eine praktikable und realistische Behandlungsoption in Betracht gezogen werden.

Literatur

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Adam J. Rudinsky

Adam J. Rudinsky

Dr. Rudinsky schloss sein Tiermedizinstudium an der Ohio State University (OSU) Mehr lesen

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