Neben ihrer Rolle als Energieressource sind Fette auch Quellen essenzieller Fettsäuren 7. Man unterscheidet zwei Familien essenzieller Fettsäuren, die Omega-6-Fettsäuren (Pflanzen-öle) und die Omega-3-Fettsäuren (Sojabohnenöl, Leinsaatenöl und Fischöl). Wichtig ist eine ausgewogene Zufuhr von Vertretern beider Fettsäurefamilien. Ein frühes Anzeichen eines Mangels an essenziellen Fettsäuren ist ein trockenes, ungepflegt wirkendes, stumpfes Haarkleid. Es gibt gute Evidenzen bei anderen Spezies (und auch einige Hinweise bei der Katze), dass langkettige Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) aus Fischöl zu einem gesunden Immunsystem und einer guten kognitiven Funktion (Lernen, Erinnerungsvermögen) beitragen, entzündliche Prozesse reduzieren (wie sie beispielsweise bei Osteoarthritis und Dermatitis beobachtet werden), das Fortschreiten von Nierenerkrankungen verlangsamen und vorteilhafte Effekte in der Prävention von Diabetes mellitus und Tumorerkrankungen haben können 6 15 18.
Kurzkettige Omega-3-Fettsäuren (α-Linolensäure), die zum Beispiel in Leinsaatenöl vorkommen, können bei der Katze nicht in EPA oder DHA umgewandelt werden (beim Hund findet diese Umwandlung statt, aber mit sehr niedriger Effizienz) 7. Gamma-Linolensäure (Borretschöl, Nachtkerzenöl) besitzt trotz der Tatsache, dass es sich um eine Omega-6-Fettsäure handelt, antiinflammatorische Wirkungen über den Prostaglandin-1-Reaktionsweg.
Protein
In der Vergangenheit wurde für ältere Katzen häufig eine diätetische Proteinrestriktion empfohlen. Diese Empfehlung basiert auf der (falschen) Annahme, dass eine niedrige Proteinzufuhr die Nierenfunktion schützen kann. Die Forschung zeigt jedoch, dass eine Proteinrestriktion bei älteren Katzen, selbst im Falle einer Nierenerkrankung im Frühstadium unnötig ist 18 19. Die nachweislich wichtigsten diätetischen Maßnahmen für eine erfolgreiche Verlangsamung des Fortschreitens einer Nierenerkrankung sind eine Restriktion des diätetischen Phosphorgehaltes und eine Supplementierung der Nahrung mit EPA/DHA 18. Beim Hund wurde herausgefunden, dass der Proteinbedarf mit zunehmendem Alter ansteigt 1. Ähnliche Daten für die Katze gibt es bislang nicht, aufgrund ihres Status als echter Karnivore ist der Proteinbedarf bei Katzen aller Altersgruppen jedoch sehr viel höher (70-125 g/1000 kcal) 7. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Proteinqualität. Eine niedrige Proteinverdaulichkeit fördert die proteolytische Dickdarmflora (die sogenannte „schlechte Darmflora", unter anderem Clostridium perfringens), die Bildung weicher Fäzes und üblen Kotgeruch. Im Gegensatz zu der weit verbreiteten Annahme zeichnen sich einige Pflanzenproteine, wie zum Beispiel Weizengluten, Mais-gluten, Sojaproteinisolat und Sojaproteinhydrolysat durch eine sehr hohe Verdaulichkeit aus. Die Aminosäurezusammensetzung der Nahrung lässt sich durch eine gezielte Auswahl der diätetischen Bestandteile sehr leicht ausgewogen gestalten. Ein weiterer Vorteil dieser pflanzlichen Proteine ist ihr niedriger Phosphorgehalt. Es handelt sich somit um Proteine der ersten Wahl bei der Formulierung von Futtermitteln für ältere Katzen.
Diätetische Fasern
Diätetische Fasern sind von essenzieller Bedeutung für die Gesundheit des Gastrointestinaltraktes 7. Unter anderem spielen sie eine wichtige Rolle bei der Regulation der Darmpassage. Übermäßige Mengen (> 25% Fasern) unlöslicher (nicht fermentierbarer) Fasern können bei älteren Katzen jedoch Obstipation fördern. Diätetische Fasern haben zudem einen sättigungsfördernden Effekt und reduzieren die Energieaufnahme bei Katzen mit Neigung zu Übergewicht (Abbildung 5) 20. Die auch als Präbiotika bezeichneten fermentierbaren Fasern, wie zum Beispiel Rübentrockenschnitzel, Zichorie und Fructo-Oligosaccharide, fördern eine gesunde Darmflora und bilden kurzkettige Fettsäuren, insbesondere Buttersäure, die eine wichtige Energiequelle für die Kolonozyten darstellt. Eine neuere Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Kombination aus präbiotischen Fasern, Linolsäure, EPA/DHA und Antioxidanzien die Langlebigkeit bei alternden Katzen fördern kann, indem sie zum Erhalt des Körpergewichts, der fettfreien Körpermasse, der Anzahl roter Blutkörperchen und Hautdicke beiträgt 6. Der Fasergehalt von Futtermitteln variiert erheblich in Abhängigkeit von der Zielenergiedichte des Produktes (15-90 g/1000 kcal ME).