Lewisburg Pet Health and Nutrition Center
Je mehr wir wissen, desto mehr müssen wir wissen…
veröffentlicht 11/01/2018
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Niemand behauptet, dass Vitamine ein leicht verständliches Thema sind – und auch wenn sie essenziell für das Leben sind, kann ein zu viel oder ein zu wenig einen riesigen Unterschied für die Gesundheit eines Tieres ausmachen. Valerie Parker sorgt für Klarheit in ihrem hervorragenden Review über Vitamin D.
Der Vitamin-DMetabolismus ist komplex und wird durch zahlreiche diätetische und hormonelle Faktoren beeinflusst.
Es gibt verschiedene Formen der Vitamin-DSupplementierung, für die meisten Erkrankungen ist aber unklar, welche Form die beste ist.
Die diätetische Vitamin-DAufnahme lässt keine Aussagen über den 25(OH)DStatus eines Hundes zu.
Abhängig von der Messmethode können die Konzentrationen von Vitamin-DMetaboliten dramatisch variieren. Ergebnisse unterschiedlicher Labore sind unter Umständen nicht vergleichbar
Vitamin-D-Metaboliten wurden bei Hunden mit verschiedenen Formen von Nierenerkrankungen gemessen, einschließlich akuter Niereninsuffizienz, chronischer Nierenerkrankung (CNE) und proteinurischer Nierenerkrankung. Hunde mit CNE haben im Vergleich zu Kontrollhunden niedrigere 25(OH)D- und 1,25 (OH)2 DKonzentrationen 3 4 5. Die Vitamin-D-Metaboliten korrelieren dabei mit dem Stadium der Nierenerkrankung (nach den Kriterien der International Renal Interest Society), das heißt, die Konzentrationen von 25(OH)D, 1,25(OH)2 D und 24,25(OH)2 D sind bei Hunden mit Nierenerkrankung im Stadium 3 signifikant niedriger als bei Kontrollhunden 3 4. Dagegen wiesen viele Hunde in anderen Studien 25(OH)D- und 1,25(OH)2 DKonzentrationen innerhalb der Referenzbereiche auf 6 7. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte der Einschluss von Hunden in den früheren Stadien der CNE sein. Alternativ könnten auch die relativ breiten Referenzbereiche oder die zur Berechnung der Referenzbereiche eingesetzte Methode verantwortlich sein.
Eine der Folgen einer CNE ist die Entwicklung eines sekundären Hyperparathyreoidismus sowie CNEinduzierter Störungen der Mineralstoff-Homöostase und Knochenerkrankungen (Abbildung 2). Die FGF-23- Konzentrationen im Plasma sind bei Hunden mit CNE erhöht und nachweislich negativ korreliert mit den 25(OH)D-, 1,25(OH)2 D- und 24,25(OH)2 D-Konzentrationen sowie dem Überleben der Patienten 4 8. Bei Hunden mit CNE wird seit mehreren Jahrzehnten eine Behandlung mit Calcitriol empfohlen, um die PTHKonzentrationen zu senken und die Lebensqualität zu verbessern. Es sind jedoch weitere prospektive, kontrollierte klinische Studien erforderlich, um zu bestimmen, auf welche Weise eine Supplementierung mit verschiedenen Formen von Vitamin D die FGF-23- Konzentrationen, die Klotho-Expression, die Vitamin-DRepletion, die Lebensqualität, den Erhalt der Nierenfunktion und das Überleben beeinflusst.
Schließlich wird beschrieben, dass Hunde mit akuter Niereninsuffizienz im Vergleich zu Kontrollhunden signifikant niedrigere 25(OH)D- und 1,25(OH)2 DKonzentrationen haben, wobei die meisten der untersuchten Hunde (7 von 10) mit akuter Niereninsuffizienz Konzentrationen innerhalb der Referenzbereiche aufwiesen 6. Möglicherweise sind diese Befunde auf ein akutes Entzündungsgeschehen oder eine kritische Erkrankung zurückzuführen, oder es handelt sich schlicht um falsche Ergebnisse. Hunde mit Proteinurie haben signifikant niedrigere 25(OH)D-, 1,25(OH)2 D- und 24,25(OH)2 D-Konzentrationen als Kontrollhunde. Bei Menschen mit Proteinurie ist dieser Zusammenhang definitiv etabliert, und vielfach werden in entsprechenden humanmedizinischen Fällen VDRAktivatoren verordnet, um die Proteinurie zu reduzieren.
Der Vitamin-D-Metabolismus kann bei Nierenerkrankungen durch verschiedene Mechanismen gestört werden, einschließlich einer herabgesetzten diätetischen Vitamin-D-Aufnahme, einer verminderten enzymatischen Umwandlung von Cholecalciferol zu 25(OH)D in der Leber, einer reduzierten Aktivierung von 25(OH)D zu 1,25(OH)2 D über das Enzym 1α-Hydroxylase und einer gesteigerten Inaktivierung von 25(OH)D und 1,25(OH)2 D. Im Falle einer Proteinurie sind weitere potenzielle Mechanismen in Betracht zu ziehen, einschließlich eines Verlustes von VDBP (mit daran gebundenem 25(OH)D und 1,25(OH)2 D) über den Harn und einer herabgesetzten Endozytose von 25(OH)D in Nierenzellen aufgrund einer reduzierten Expression von Megalin in den proximalen Nierentubuli. Darüber hinaus kann ein Entzündungsgeschehen eine Reduzierung der 25(OH)D-Konzentrationen induzieren.
Valerie J. Parker
Bei der Messung der 1,25(OH)2 D-Konzentrationen in Hundepopulationen mit Lymphomen – mit und ohne Hypercalcämie – wurden sehr unterschiedliche Werte festgestellt. Was seine antineoplastische Wirkung betrifft, kann Calcitriol eine in vitro-Aktivität gegen Osteosarkome, Plattenepithelkarzinome, neoplastische Prostataepithelzellen, Übergangszellkarzinome, Mammatumoren und canine Mastzelltumorzelllinien haben. Eine Studie bei Hunden zeigt einen synergistischen Effekt einer kombinierten Applikation von Calcitriol und Cisplatin gegen verschiedene Tumoren (z. B. Osteosarkom und Chondrosarkom) 10. Eine weitere Studie fand heraus, dass eine Calcitriolbehandlung eine Remission von Mastzelltumoren induzieren kann, aufgrund der hohen Toxizitätsrate (d. h. Hypercalcämie und Azotämie) wurde die Studie jedoch gestoppt 11.
Osteoblasten und Chondrozyten exprimieren 1α-Hydroxylase und VDR, es ist aber nicht bekannt, ob Vitamin D eine direkte oder indirekte Rolle beim Knochenwachstum und der Knochenmineralisierung spielt. Bei Rachitis handelt es sich um eine metabolische Knochenerkrankung, die im typischen Fall entweder durch einen diätetischen Mangel an Vitamin D, Calcium oder Phosphor hervorgerufen wird oder durch genetische Defekte im Bereich des Vitamin-D- oder Phosphormetabolismus (Abbildung 3). Die häufigste klinische Anomalie ist eine Verbreiterung der Epiphysenfugen schnell wachsender Knochen, wie zum Beispiel Radius und Ulna. Histologisch erkennt man eine Akkumulation hypertropher Chondrozyten, die zu aufgetriebenen, unregelmäßigen Epiphysen führen. Tiere, die unausgewogene Nahrungen auf Fleischbasis ohne entsprechende Vitamin-D-Supplementierung erhalten, neigen aufgrund der Entstehung eines diätetischen Hyperparathyreoidismus aber eher zur Entwicklung einer fibrotischen Osteodystrophie anstelle von Rachitis. Die Behandlung eines Tieres mit diätetisch induzierter Rachitis umfasst die Umstellung der Ernährung auf eine vollwertige und ausgewogene Nahrung.
Beim Menschen sind zwei autosomal-rezessive Erkrankungen bekannt, die eine Vitamin-D-abhängige Rachitis (VDDR = Vitamin D-Dependent Rickets) verursachen. VDDR Typ 1 wird hervorgerufen durch einen Defekt des für die 1α-Hydroxylase kodierenden Gens, in dessen Folge es zu einer inadäquaten Aktivierung von 25(OH)D zu 1,25(OH)2 D kommt. Die Folge sind 25(OH)DKonzentrationen innerhalb des Referenzbereiches, aber niedrige 1,25(OH)2 D-Konzentrationen. VDDR Typ 2 wird verursacht durch einen Defekt des VDR-Gens, in dessen Folge es zu Hypocalcämie, sekundärem Hyperparathyreoidismus und hohen 1,25(OH)2 DKonzentrationen kommt. Einige wenige Fälle beider VDDR-Typen werden bei Hunden beschrieben 18 19. Die Behandlung von VDDR Typ 1 umfasst eine Supplementierung von 1,25(OH)2 D und geht in der Regel mit einer besseren Prognose einher als VDDR Typ 2, deren Therapie hohe Dosen von 1,25(OH)2 D und Calcium erfordert. Die meisten Mutationen bei Menschen resultieren in einem defekten VDR, der selbst auf hohe Dosen von 1,25(OH)2 D nicht mehr anspricht. Einige Kinder können mit hohen Dosen von 1,25(OH)2 D behandelt werden, die den Defekt der Bindungsaffinität für 1,25(OH)2 D überwinden können.
In zahlreichen Studien wurden herabgesetzte Konzentrationen von Vitamin-D-Metaboliten bei Hunden mit verschiedenen Erkrankungen nachgewiesen. Nicht klar ist hingegen nach wie vor, ob bei solchen Tieren Vitamin D oder Vitamin-D-Metaboliten supplementiert werden sollten, und wenn ja, auf welche Weise. Potenzielle Optionen für eine solche Supplementierung sind Vitamin D2 (Ergocalciferol), Vitamin D3 (Cholecalciferol), Calcidiol, Calcitriol oder andere VDRAktivatoren (z. B. Paricalcitol).
In einer prospektiven Studie über die canine atopische Dermatitis verbesserten sich die Scores für Juckreiz und Effloreszenzen durch die Aufnahme von Cholecalciferol 1. Man hat zwar nur eine minimale Toxizität beobachtet, es waren aber extrem hohe Dosen (bis zu 1400 IU/kg Körpergewicht, also deutlich höher als von AAFCO oder NRC empfohlen) erforderlich, um die 25(OH)D-Konzentrationen im Serum und die klinischen Symptome zu beeinflussen. Jüngst wurde eine Darreichungsform von 25(OH)D mit modifizierter Freisetzung für die Behandlung von Menschen fortgeschrittener CNE zugelassen4 . Bei Hunden führt die Supplementierung von 25(OH)D zu einer schnelleren und effizienteren Erhöhung der Serumkonzentration von 25(OH)D als die Gabe von Cholecalciferol. Es sind aber weitere Studien erforderlich, um geeignete Dosierungsempfehlungen zu definieren.
4 Rayaldee, OPKO Healthy Inc, Miami, Fla
Das Ziel einer Supplementierung mit Vitamin D oder 25(OH)D sollte die Erhöhung der 25(OH)D-Konzentration im Serum und letztlich eine Verbesserung des für die behandelte Erkrankung spezifischen Outcomes sein (z. B. Linderung von Juckreiz oder Verbesserung der Überlebensrate oder der Überlebenszeit). Da sich die Form des supplementierten D-Vitamins, die Halbwertszeit des Produktes und potenzielle toxische Effekte unterscheiden können, muss eine Supplementierung stets mit besonderer Vorsicht erfolgen, und entsprechend behandelte Tiere müssen eng überwacht werden.
Die Diagnose einer Vitamin-D-Toxikose erfolgt meist nach der Entwicklung einer Hypercalcämie mit nachfolgend erhöhtem Risiko einer akuten Nierenschädigung und Weichteilgewebeverkalkung. Eine Hypercalcämie als Folge einer Vitamin-D-Toxikose ist jedoch ein relativ später Befund. Das Potenzial für eine Vitamin-D-Toxikose wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, darunter die Fettlöslichkeit der Substanz, die Affinität von Vitamin-DMetaboliten zum VDBP sowie die spezifischen Syntheseund Abbauraten der Metaboliten. Die Fettlöslichkeit von Vitamin D ist einer der Hauptgründe für die lange Gesamtkörperhalbwertszeit von etwa zwei Monaten. Die Halbwertszeiten von 25(OH)D und 1,25(OH)2 D liegen bei etwa 2-3 Wochen bzw. 4-6 Stunden
Es wird angenommen, dass bei Menschen eine zu Hypercalcämie führende Vitamin-D-Toxikose auftritt, wenn die 25(OH)D-Konzentration im Serum Werte von 100- 150 ng/ml überschreitet. In Studien mit verschiedenen Tierarten (Ratte, Rind, Schwein, Kaninchen, Hund und Pferd) überstiegen die 25(OH)D-Konzentrationen im Plasma im Zusammenhang mit einer Hypercalcämie Werte von 150 ng/ml. Die bei Hunden am häufigsten auftretenden Formen der Vitamin-D-Toxikose entstehen nach oraler Aufnahme Cholecalciferol-haltiger Rodentizide (Abbildung 4) und nach Anwendung von Hautcremes mit Calcitriol oder Calcitriol-Analoga (Calcipotriol, auch als Calcipotrien bezeichnet). Gelegentlich kann auch die falsche Zusammensetzung kommerzieller Tiernahrungen zu einer Vitamin-DToxikose beitragen. Eine iatrogene Toxikose, meist diagnostiziert durch Messung der 1,25(OH)2 DKonzentration, kann sekundär nach einer CalcitriolSupplementierung zur Behandlung eines renalen sekundären Hyperparathyreoidismus, eines primären Hypoparathyreoidismus, einer PLE oder zur prä- oder postchirurgischen Behandlung eines primären Hyperparathyreoidismus auftreten.
Zu beachten ist, dass sich eine Hypercalciurie bereits während der frühen Phasen einer Vitamin-D-Toxikose entwickelt, also noch vor einer Hypercalcämie, und entsprechende negative Auswirkungen auf den Patienten haben kann durch Erhöhung des Risikos der Entstehung von calciumhaltigen Urolithen und Nierenschäden. Beim Menschen erfolgt die Diagnose einer Hypercalciurie durch Bestimmung des Calcium/Creatinin-Verhältnisses im Harn. Dieses diagnostische Konzept gewinnt aber auch bei der Untersuchung von Hunden, die calciumhaltige Urolithen bilden, an Bedeutung.
Die Vitamin-D-Homöostase ist gekennzeichnet durch komplexe Interaktionen zwischen Vitamin-D-Metaboliten, ionisiertem Calcium, Phosphor, FGF-23 und Klotho. Die beteiligten regulatorischen Pathways können auf vielerlei Weise gestört werden. Auch wenn definierte Referenzbereiche für die Serumkonzentrationen von Vitamin-DMetaboliten bei gesunden Hunden erst noch bestimmt werden müssen, werden viele Erkrankungen mit niedrigeren Konzentrationen von Vitamin-D-Metaboliten in Zusammenhang gebracht, während einige Erkrankungen auch mit erhöhten Konzentrationen verknüpft sein können. Bei diesen Erkrankungen stellt sich oft die klassische Henne-und-Ei-Frage, das heißt, es ist nicht definitiv klar, ob der Vitamin-D-Mangel die Ursache oder das Resultat der jeweiligen Erkrankung ist. Weitere Studien sind erforderlich, um zu bestimmen, ob eine Vitamin-D-Supplementierung bei Hunden mit verschiedenen Erkrankungen das Outcome der Patienten verbessern kann, und um herauszufinden, über welche Dosierungsschemata dieses zusätzliche Vitamin D am besten zugeführt wird.
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Valerie J. Parker
Dr. Parker schloss ihr Tiermedizinstudium an der Tufts University ab und absolvierte ein Kleintier-Internship am Animal Medical Center in New York City. Mehr lesen
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