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Veterinary Focus

Ausgabe nummer 30.3 Sonstiges Wissenschaft

Altern beim Hund: Das Frailty-Syndrom

veröffentlicht 26/11/2020

Geschrieben von Frank Peron und Sara Hoummady

Auch verfügbar auf Français , Italiano , Español und English

Unser Verständnis des Alterns bei Hunden macht derzeit große Fortschritte. In diesem Artikel diskutieren die Autoren, wie wir beurteilen können, ob ein Hund in die Kategorie „gebrechlich” einzuordnen ist und was Tierärzte tun können, um in dieser Situation zu helfen.

Altern beim Hund: Das Frailty-Syndrom

Kernaussagen

Das „Frailty-Syndrom“ ist ein Übergang zwischen normalem und pathologischem Altern, die so früh wie möglich erkannt werden muss.


Zwei einfache Methoden zur Beurteilung von Frailty beim Hund wurden kürzlich für die Anwendung in der klinischen Praxis entwickelt.


Die Haustierpopulation wird immer älter, und die veterinärmedizinische Geriatrie gewinnt zunehmend an Bedeutung.


Das Management von Frailty umfasst regelmäßige tierärztliche Kontrollen, eine Beurteilung des Ernährungszustandes zur Sicherstellung einer bedarfsgerechten Ernährung und zielgerichtete Anpassungen der Umwelt.


Einleitung

Das Altern ist gegenwärtig ein sehr populäres Thema unter Wissenschaftlern und in den Medien, und zwar sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin. Die große Bedeutung von Haustieren in unserer Gesellschaft hat eine stetige Zunahme der Haustierpopulation zur Folge und damit auch eine Zunahme der Anzahl geriatrischer Tiere. So zeigt zum Beispiel eine Untersuchung aus Frankreich, dass der prozentuale Anteil der Hunde im Alter von 12 Jahren und darüber an der gesamten Hundepopulation in Frankreich innerhalb von nur zwei Jahren um mehr als ein Prozent zugenommen hat von 14,5 % im Jahr 2012 auf 15,8 % im Jahr 2014 1. Ohne Zweifel muss sich die Veterinärmedizin auf diese geriatrische Haustierpopulation einstellen und dezidierte, speziesspezifische Methoden für die klinische Beurteilung solcher Patienten entwickeln. Da der Hund zunehmend auch als ein Modell für das Altern des Menschen eingesetzt wird, verfügen wir heute über entsprechende Methoden, die an die veterinärmedizinische Geriatrie angepasst werden können.

1 https://www.facco.fr

Was ist „Altern“?

Altern ist ein normaler, multifaktorieller physiologischer Prozess, der unter anderem definiert wird als: „eine Abnahme und Verschlechterung funktioneller Eigenschaften auf der Ebene der Zellen, der Gewebe und der Organe. Dieser Verlust funktioneller Eigenschaften führt zu einem Verlust der Homöostase und einer verringerten Anpassungsfähigkeit an interne und externe Stressoren, die wiederum eine erhöhte Vulnerabilität gegenüber Erkrankungen und Mortalität zur Folge haben“ 1. Es gibt jedoch entscheidende Unterschiede zwischen dem biologischen Altern und dem chronologischen Altern. Das biologische Altern wird auch als Seneszenz bezeichnet und ist ein Prozess, der sämtliche Individuen einer gegebenen Spezies betrifft, aber nicht bei allen Individuen in derselben Geschwindigkeit voranschreitet 2. „Chronologisches Altern“ beschreibt dagegen lediglich das Vergehen der Zeit, unabhängig vom Zustand und der Leistungsfähigkeit des Individuums 3. Wenn wir allgemein über das „Alter eines Hundes“ sprechen beziehen wir uns in der Regel auf das chronologische Alter. Dieser Artikel fokussiert sich auf das Altern bei Hunden aus biologischer Sicht.

Was ist ein „alter“ Hund?

Ebenso wie in der Humanmedizin kann es auch in der Tiermedizin sehr schwierig sein, einen einheitlichen Konsens über die Definition des geriatrischen Stadiums zu finden. Verschiedene Faktoren spielen hierbei eine Rolle (z. B. die Rasse, die adulte Köpergröße etc.), generell können wir aber zwei unterschiedliche Stadien des Alters definieren: das „prä-geriatrische“ Stadium und das „geriatrische“ Stadium (oder „Senior“-Stadium in den AAHA-Guidelines) 4. Das prä-geriatrische Stadium ist insgesamt weniger gut und präzise definiert als das geriatrische Stadium („Senior“-Stadium). Entscheidend ist jedoch, dass geeignete präventive Maßnahmen bereits in diesem ersten Stadium des Alterns eingeleitet werden. Eine Übersichtsarbeit definiert das prä-geriatrische Stadium auf der Basis des adulten Körpergewichts einer Hunderasse. Wenn die Rasse ein durchschnittliches adultes Körpergewicht über 22,7 kg hat, gilt ein Hund im Alter zwischen 6 und 8 Jahren als prä-geriatrisch, während dieses Stadium bei Hunden mit einem adulten Körpergewicht unterhalb der Marke von 22,7 kg im Alter zwischen 7 und 10 Jahren beginnt 5. Das geriatrische Alter wird definiert als die letzten 25 % der zu erwartenden Lebensspanne einer gegebenen Rasse 4. Wenn wir diese theoretischen Kennzahlen in der Praxis anwenden, tritt beispielsweise ein Labrador im Alter von 9 Jahren in das geriatrische Stadium ein, sein prä-geriatrisches Stadium beginnt aber bereits mit 6 Jahren.

Diese Definitionen basieren vollständig auf dem chronologischen Alter. Unterschiedliche Hunde unterliegen aber verschiedensten Veränderungen, die ihre Seneszenz beeinflussen können. So haben ältere Tiere beispielsweise ein höheres Risiko für chronische Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Nierenerkrankungen, hormonelle Störungen und Tumore 6. Über die spezifischen Mortalitätsrisikofaktoren bei prä-geriatrischen und geriatrischen Hunden gibt es bislang nur wenige Daten, eine retrospektive Studie über Diensthunde in diesen Alterskategorien liefert hierzu jedoch einige Hinweise: die Rassezugehörigkeit, eine erhöhte Alanin-Aminotransferase-Konzentrationen (> 102 UI/l) und das Vorhandensein von Hautknoten waren mit der verbleibenden Lebenszeit assoziiert 7.

Einige altersbedingte Veränderungen des äußeren Erscheinungsbildes eines Hundes können als „normal“ betrachtet werden, wie zum Beispiel das Ergrauen des Bereiches um Nase und Fang.

Abbildung 1. Einige altersbedingte Veränderungen des äußeren Erscheinungsbildes eines Hundes können als „normal“ betrachtet werden, wie zum Beispiel das Ergrauen des Bereiches um Nase und Fang. © Sara Hoummady

Das Gebiet der veterinärmedizinischen Geriatrie ist nach wie vor relativ neu, es gibt inzwischen aber einige maßgebliche Konzepte, wie zum Beispiel die Definition des gesunden Alterns gegenüber dem pathologischen Altern. Gesundes Altern bei Hunden wird definiert als „die Abwesenheit klinisch apparenter Erkrankungen“ und „altersbedingte Veränderungen ohne negativen Einfluss auf die Lebensqualität 4. Einige altersbedingte Veränderungen können also als „gesund“ betrachtet werden, wie zum Beispiel das Ergrauen des Bereiches um Nase und Fang, ein geringgradig dünneres Haarkleid (Abbildung 1), eine moderate nukleare Sklerose und auch eine geringgradige Abnahme des Aktivitätslevels (Tabelle 1) 4 8.

  • Ergrauen des Fells
  • Stabile Lipome
  • Geringgradige Haut- und Fellverdünnung
  • Zahnstein ohne Parodontalerkrankung
  • Moderater Verlust des Hörvermögens
  • Nukleare Sklerose ohne Abnahme des Sehvermögens
  • Moderate Veränderungen der Sensorik ohne Beeinträchtigung der Lebensqualität
  • Biochemische Werte innerhalb der geriatrischen Referenzintervalle
  • Geringgradige bis moderate Osteoarthrose
Tabelle 1. Anzeichen des „gesunden Alterns“ bei geriatrischen Hunden (nach ( 2 )).

Ein häufiges Symptom des „ungesunden“ Alterns ist die canine Demenz, richtiger bezeichnet als kognitive Dysfunktion oder Canine Cognitive Dysfunction (CCD). Dieses neurobehaviorale Syndrom ist ein eindeutiges Beispiel für Veränderungen, die die Lebensqualität des Hundes beeinträchtigen. Diese können unter dem Akronym DISH zusammengefasst werden (Desorientierung, Dysfunktion bei Interaktionen, Schlaf und Haustraining). Betroffene Tiere können Veränderungen ihrer Aktivitätsmuster, Beeinträchtigungen des Lernens und Veränderungen sozialer Interaktionen oder ihrer Schlafmuster zeigen (Tabelle 2). Trotz der in jüngster Zeit zunehmenden Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet, ist diese Erkrankung in der Praxis immer noch unterdiagnostiziert 4. Das Interesse für prä-geriatrische und geriatrische Tiere hat über die vergangenen Jahrzehnte jedoch durchaus zugenommen, und neue klinische Beurteilungsmethoden aus der Humanmedizin wurden erst in jüngster Zeit für Hunde angepasst und in der Tiermedizin eingeführt. Ein Beispiel hierfür ist der relativ neue Begriff „Frailty“, der „Altersschwäche“ oder „Gebrechlichkeit“ bezeichnet.

 

Desorientierung: Bleibt vor einer Wand stehen, hat Schwierigkeiten, sein Futter zu finden. Findet auf seiner gewohnten Spazierstrecke nicht den Weg nach Hause
Veränderungen bei Interaktionen: meidet Kontakt mit Besitzer, anderen Haustieren und der Umwelt, ausbleibendes Begrüßungsverhalten, Veränderungen der Interaktion mit anderen Menschen
Störungen des Schlaf-Wach-Zyklus: ist nachts wach, schläft tagsüber
Unsauberkeitsprobleme: Kot-/Harnabsatz im Schlafbereich in der Wohnung, macht sich nicht bemerkbar, wenn er nach draußen muss.
Veränderungen der Aktivität: z. B. repetitive lokomotorische Aktivität, Verlust des Interesses an Leckerchen, Snacks oder Spielen
Gesteigerte lokomotorische Aktivität: z. B. zielloses Umherlaufen während der Nacht
Neue Ängste (im Vergleich zur Zeit vor 1 bis 2 Jahren): z. B. Phobien vor gewohnten Orten im Haus, Angst vor anderen Hunden
Gedächtnisdefizite: z. B. Verlust des Erinnerungsvermögens, nicht mehr in der Lage, erlernte Aufgaben zu erfüllen, nicht in der Lage, neue Aufgaben zu erlernen
Veränderungen der Persönlichkeit: z. B. Entwicklung von Neurosen oder Anzeichen für Aggression
Tabelle 2. Signifikante Symptome der Caninen kognitiven Dysfunktion (nach ( 25 )).

 

Das „Frailty-Syndrom”

Dieses Konzept wurde in der humanmedizinischen Geriatrie entwickelt 9. „Frailty" – zu Deutsch Gebrechlichkeit – bezeichnet bei alten Menschen ein biologisches Syndrom mit verminderter Reservekapazität und verminderter Resistenz gegenüber Stress und körperlichen Störungen. Die Ursache ist die Abnahme der Leistungsfähigkeit in multiplen Organsystemen, die eine vermehrte Vulnerabilität bedingt. Diese Definition besagt also, dass der alte Organismus zunehmend seine Leistungs- bzw. Kompensationsfähigkeit verliert und anfälliger wird für Erkrankungen. Mit der Einführung des Begriffes „Frailty" wurden objektivierbare Diagnosekriterien formuliert. Die Definition von „Frailty“ hat sich insbesondere im Laufe des vergangenen Jahrzehnts weiterentwickelt, und heute wird „Frailty“ allgemein als ein Syndrom erhöhter Vulnerabilität gegenüber Stressoren betrachtet 10. Dieser klinische Zustand gilt als Folge einer kumulativen Leistungsminderung verschiedener Organsysteme und geht mit einer beschleunigten und fortschreitenden Abnahme physiologischer Reservekapazitäten einher 11. Frailty unterscheidet sich damit deutlich vom „normalen“ Altern und kann definiert werden als 12:

  • eingeschränkte Kapazität zur Aufrechterhaltung der Homöostase
  • klinischer Zustand einer altersbedingt erhöhten Vulnerabilität gegenüber Stressoren
  • verminderte Muskelmasse und Muskelqualität
  • veränderte hormonelle und entzündliche Funktionen

Aus praktischer Sicht geht Frailty mit Mortalität oder Komorbidität (d. h., Vorhandensein von zwei oder mehr Erkrankungen) einher 13, und zwar unabhängig vom chronologischen Altern 14. Frailty ist aber auch reversibel, da es sich um einen Übergangszustand zwischen normalem Altern und der Entwicklung von Gebrechen und altersbedingter Einschränkungen handelt 10. Frailty kann aber auch in einem Teufelskreis münden, ausgelöst durch multiple Faktoren wie eine geringe körperliche Aktivität, eine unausgewogene und nicht bedarfsgerechte Ernährung, Komorbiditäten oder Umweltfaktoren. Aus klinischer Sicht können bei den betroffenen Patienten Sarkopenie, Schwäche oder Erschöpfung zu beobachten sein, die wiederum zu weiterer Vermeidung körperlicher Aktivitäten führen und schließlich in einer Abwärtsspirale münden können, ausgelöst durch andere Erkrankungen wie chronische Entzündungen und hormonelle Dysfunktionen. Das Frailty-Syndrom wird zudem in Verbindung gebracht mit Stoffwechselstörungen, erhöhten inflammatorischen Zytokinen (z. B. IL-6; CRP, TNF-Alpha) 14 15  oder hormonellen Dysregulationen (z. B. Vitamin D, DHEA 2). Es herrscht zwar nach wie vor ein Mangel an Wissen über die pathophysiologischen Pathways, die zur Entstehung von Frailty führen, dennoch ist der Begriff „Frailty-Syndrom“ heute weit verbreitet, um gealterte Individuen zu beschreiben, die ein erhöhtes Risiko für ein ungünstige Altersprognose haben.

2 Dehydroepiandrosteron (DHEA) gehört zur Gruppe der männlichen Sexualhormone, wird allerdings von beiden Geschlechtern gebildet

In der humanmedizinischen Geriatrie gibt es zwei Herangehensweisen für die Beurteilung von Frailty, und beide Methoden sind geeignete Prädiktoren für Mortalität bei älteren Patienten 16. Das erste ist ein Phänotyp-Modell, das für die klinische Anwendung entwickelt wurde und fünf grundlegende Komponenten identifiziert 13:

  • Schwache Griffstärke
  • Langsame Gehgeschwindigkeit
  • Niedriger Level körperlicher Aktivität
  • Niedrige Energie oder selbst beschriebene Erschöpfung
  • Unbeabsichtigter Gewichtsverlust

Mit Hilfe dieser Methode kann ein Patient klassifiziert werden als „Non-Frail“ (keine der fünf Komponenten ist abnorm), „Pre-Frail“ (1 oder 2 Komponenten sind abnorm) oder „Frail“ (3 oder mehr Komponenten sind abnorm). Nicht berücksichtigt werden in diesem Modell jedoch Faktoren wie Kognition, Stimmung oder „soziale Frailty“ 17. Diesen Aspekten wird in einer zweiten, weit verbreiteten Methode Rechnung getragen, die Frailty als eine Akkumulation von Defiziten einschließlich kognitiver Störungen, depressivem Syndrom, multipler Erkrankungen und Fehlernährung betrachtet. Mit Hilfe eines Scoring-Systems wird ein „Frailty-Index“ erstellt, der eine multidimensionale Betrachtung der individuellen Frailty ermöglicht, wobei eine klare Unterscheidung zwischen Frailty und Komorbidität nicht getroffen wird 18.

Beurteilung des ungesunden Alterns bei Hunden

Beide Methoden wurden kürzlich für die tiermedizinische Anwendung bei Hunden angepasst und dienen in erster Linie der Identifizierung von Frailty als einen Risikofaktor für den Tod bei älteren Hunden, unabhängig von ihrem chronologischen Alter.

Frailty-Phänotyp

Diese Methode wurde kürzlich im Rahmen einer Studie über Diensthunde (meist Retriever) mit Hilfe eines einfachen geriatrischen Scoring-Formulars evaluiert (Tabelle 3) 19. Jedes Tier, das zwei oder mehr der fünf Beurteilungskriterien erfüllte, wurde als „Frail“ klassifiziert. Die Studie stellt fest, dass betroffene Hunde mit höherer Wahrscheinlichkeit sterben, selbst wenn das chronologische Alter in die Betrachtung mit einbezogen wurde. Bislang wurde diese Methode aber lediglich in einer einzigen Untergruppe einer Hundepopulation untersucht, und (im Unterschied zur humanen Frailty-Phänotyp-Methode) umfasst die Methode beim Hund gegenwärtig keine richtige körperliche Beurteilung. Ein Protokoll für eine Frailty-Phänotyp-Beurteilung wird gegenwärtig an der Tierärztlichen Hochschule Maison-Alfort in Frankreich evaluiert.

Kriterium
Beurteilung
Schwäche
Beurteilung der Muskelmasse (normal oder abnorm)
Erschöpfung
Beurteilung der Leistungs(in)toleranz (Ermattung oder Atemnot)
geringe körperliche Aktivität Beurteilung des wahrgenommenen Aktivitätslevels (wie vom Besitzer beschrieben)
Chronische Unterernährung Beurteilung über eine Kombination von Body Condition Score, Appetit und Fellqualität. Gilt als bestätigt, wenn eines dieser Kriterien suboptimal ist
Schlechte Mobilität Abnormes Gangbild und Gelenkschmerzen. Gilt als bestätigt, wenn eines dieser Kriterien erfüllt ist.
Tabelle 3. Geriatrisches Scoring-Formular zur Beurteilung des Frailty-Phänotyps bei Hunden ( 19 ).

Sara Hoummady

Das Frailty-Syndrom geht mit Mortalität oder Komorbidität einher, ist im Gegensatz zum chronologischen Altern aber auch reversibel, da es sich um einen Übergangszustand zwischen gesundem Altern und der Entwicklung altersbedingter Gebrechen handelt.

Sara Hoummady

Frailty-Index

1. Hilfe beim Aufstehen
2. Verminderter Appetit
3. Hilfe bei der Nahrungsaufnahme
4. Inkontinenz
5. Hilfe beim Treppensteigen
6. Abnehmende Aktivität über das vergangene Jahr
7. Verringerte kognitive Fähigkeiten
8. Abnehmende Vitalität über das vergangene Jahr
9. Schwäche bei körperlicher Bewegung
10. Kongenitale Defekte
11. Gewichtsverlust (nicht aufgrund von Ernährung oder Bewegung)
12. Dünnes Haarkleid
13. Chronische Therapien
14. Epilepsie
15. Episoden der Desorientierung
16. Chronische Infektionskrankheit
17. Endokrine Erkrankung
18. Chronische Entzündung
19. Akute Gefäßprobleme
20. Tumorerkrankung
21. Diabetes
22. Osteoarthrose
23. Eingeschränktes Hörvermögen
24. Kardiomyopathie
25. Chronische Atemwegserkrankung
26. Hepatopathie
27. Neurologische Defizite
28. Erkrankung der Maulhöhle
29. Eingeschränktes Sehvermögen
30. Chronische Verdauungsstörungen
31. Erkrankung des hämatopoetischen Systems
32. Hauterkrankung
33. Chronische Nierenerkrankung
Die Punkte 1-21 werden gewertet als NEIN (Score 0) oder JA (Score 1); die Punkte 22-33 werden bewertet als NEIN (Score 0), GERINGGRADIG (Score 0,5) oder HOCHGRADIG (Score 1). Der Frailty- Index entspricht der Summe der Scores geteilt durch 33. Ein Score von 0,25 gilt als Schwellenwert für den Übertritt in den Frailty-Status.
Tabelle 4. Faktoren für die Erstellung des caninen Frailty-Index (nach ( 19 )).

Diese Methode wurde kürzlich für die Anwendung bei Hunden angepasst und bei zwei größeren Hundegruppen getestet (Alter über 2 Jahre, verschiedene Rassen) 20. Beurteilt werden 33 potenzielle Gesundheitsdefizite (Tabelle 4), wobei jedem Faktor ein Score zugeteilt wird. Der Gesamtscore (Spanne von 0 bis 1) gibt schließlich den Status des Hundes an, wobei ein Score von 0,25 die Schwelle zum Frailty-Status darstellt. Die Studie kommt unter anderem zu der Schlussfolgerung, dass bei Hunden mit einem Score oberhalb dieser Grenze häufigere tierärztliche Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden sollten.

Solche Beurteilungsmethoden sind kostengünstig und können standardisierte Follow-up-Untersuchungen von Risiko- oder Frail-Patienten erleichtern. Die kognitiven Aspekte des Alterns werden durch diese Methoden jedoch nicht richtig erfasst. Wenn also mit Hilfe einer der beschriebenen Methoden die Frailty bei einem Hund evaluiert wird, sollte bei jeder routinemäßigen geriatrischen Konsultation zusätzlich auch eine Einschätzung der kognitiven Fähigkeiten des Patienten stattfinden.

Beurteilung der kognitiven Dysfunktion

Die Diagnose kognitive Dysfunktion beim Hund (Canine Cognitive Dysfunction oder CCD) erfolgt nach Ausschluss anderer potenzieller medizinischer Ursachen (z. B. Epilepsie, Hypothyreose, Gelenkschmerzen), da diese Erkrankungen ähnliche klinische Symptome hervorrufen können. Um die Diagnose in der Praxis zu stellen können verschiedene standardisierte Fragebögen eingesetzt werden. Einer der am häufigsten verwendeten Fragebögen ist die CCDR-Skala (Canine Cognitive Dysfunction Rating- Skala) (Tabelle 5) 21. Diese Methode beurteilt 13 Faktoren im Zusammenhang mit Verhaltensänderungen, wobei jeder Faktor in Abhängigkeit von der Häufigkeit des Auftretens eines jeden Verhaltens beurteilt wird. Der maximale Score beträgt 80, und bei jedem Hund mit einem Score über 50 liegt wahrscheinlich eine kognitive Dysfunktion vor.

 

1. Wie oft geht Ihr Hund auf und ab, läuft im Kreis und/oder läuft ziellos umher?
2. Wie oft starrt Ihr Hund ausdruckslos auf die Wand oder den Boden?
3. Wie oft bleibt Ihr Hund vor einem Gegenstand stehen und ist nicht in der Lage, darum herum zu gehen?
4. Wie oft gelingt es Ihrem Hund nicht, bekannte Menschen oder Tiere zu erkennen?
5. Wie oft läuft Ihr Hund gegen Wände oder Türen?
6. Wie oft läuft Ihr Hund weg, während er gestreichelt wird oder um das Streicheln zu vermeiden?
7. Wie oft hat Ihr Hund Schwierigkeiten, auf den Boden gefallenes Futter zu finden?
8. Im Vergleich zu der Zeit vor sechs Monaten, läuft Ihr Hund jetzt auf und ab und/oder im Kreis und/oder wandert er ziellos umher?
9. Im Vergleich zu der Zeit vor sechs Monaten, starrt Ihr Hund jetzt ausdruckslos Wände und Boden an?
10. Im Vergleich zu der Zeit vor sechs Monaten, setzt Ihr Hund jetzt Harn- und/oder Kot in Bereichen ab, in denen er dies zuvor nicht tat? (wenn Ihr Hund nie Unsauberkeitsprobleme gezeigt hat, markieren Sie „unverändert“)
11. Im Vergleich zu der Zeit vor sechs Monaten, hat ihr Hund jetzt Schwierigkeiten, auf den Boden gefallenes Futter zu finden?
12. Im Vergleich zu der Zeit vor sechs Monaten, gelingt es Ihrem Hund jetzt nicht, bekannte Menschen oder Tiere zu erkennen?
13. Im Vergleich zu der Zeit vor sechs Monaten, wie aktiv ist Ihr Hund jetzt?

Die Antworten auf die Fragen 1 bis 6 sind „Nie“ (1 Punkt), „einmal pro Monat“ (2 Punkte), „einmal pro Woche” (3 Punkte), „Einmal pro Tag” (4 Punkte), „Mehrmals pro Tag“ (5 Punkte).
Antworten auf Frage 7 sind „Nie“ (1 Punkt), „1-30% der Zeit” (2 Punkte), „31-60% der Zeit” (3 Punkte), „61-99% der Zeit” (4 Punkte), „Immer” (5 Punkte).
Die Antworten auf die Fragen 8 bis 12 sind „viel weniger” (1 Punkt), „etwas weniger“ (2 Punkte), „unverändert“ (3 Punkte), „etwas mehr“ (4 Punkte), „viel mehr“ (5 Punkte). Der Score für Frage 11 muss mit 2 multipliziert werden, der Score für Frage 12 muss mit 3 multipliziert werden.
Die Antworten auf Frage 13 sind „viel mehr” (1 Punkt), „etwas mehr“ (2 Punkte), „unverändert“ (3 Punkte), „etwas weniger“ (4 Punkte), „viel weniger“ (5 Punkte).

Die Summe der Scores ergibt das Rating des Hundes; Der maximale Score beträgt 80, aber jeder Score über 50 weist auf eine kognitive Dysfunktion hin.
Tabelle 5. Die Canine Cognitive Dysfunction Rating-Skala ( 20 ).

 

Ebenfalls empfohlen wird während dieser Konsultationen eine Beurteilung der Schmerzen im Zusammenhang mit Osteoarthrose. In der klinischen Praxis sind solche Schmerzevaluierungen einfach durchführbar mit Hilfe eines validierten Fragebogens, wie zum Beispiel dem Canine Brief Pain Inventory 3.

3 www.vet.upenn.edu/docs/default-source/VCIC/canine-bpi-user%27s-guide-2017-07

Praktische geriatrische Unterstützung in der Praxis

Frailty und CCD müssen klinisch evaluiert werden, sobald Symptome erkennbar werden, um eine präzisere Beobachtung des Patienten zu ermöglichen und die regelmäßige Überwachung eines möglichen Fortschreitens der Erkrankung zu gewährleisten. Tierärztliche Praxen sollten deshalb verschiedene proaktive Schritte einleiten, um eine optimale klinische Versorgung ihrer älteren Patienten sicherzustellen (Tabelle 6).

 

Beurteilungskriterium
Vorgeschlagenes Tool Menschen
Frailty
Frailty-Phänotyp 19
5 min.
Frailty-Index 20
10 min.
Veterinär
 
Veterinär
 
Kognitive Beurteilung
CCDR Fragebogen
5 min.
(im Wartezimmer)
TFA
Muscle condition score
WSAVA Muscle condition score
2 min.
Veterinär
Body condition score
WSAVA score
2 min.
Veterinär
Beurteilung der Umwelt
10 min.
(im Wartezimmer)
TFA
Allgemeine klinische Beurteilung 10 min. Veterinär
Beurteilung der Ernährung
Futterrationsrechner 
10 min.
Veterinär
und TFA
Bluttests
Praxisinternes Labor
30 min.
Veterinär
Harnanalyse
Praxisinternes Labor
15 min.
Veterinär
Beurteilung der Schmerzen im Zusammenhang mit Osteoarthritis
Canine Brief Pain Inventory 4, Helsinki Chronic Pain Index 5
5 min.
(im Wartezimmer)
TFA
Lebensqualität
HHHHHMM Scale/Grey Muzzle App
5 min.
(im Wartezimmer)
TFA
Tabelle 6. Beurteilungskriterien für die geriatrische Konsultation und unterstützende Tools.

 

4 http://www.vet.upenn.edu/docs/default-source/VCIC/canine-bpi-user%27s-guide-2017-07
5 https://www.fourleg.com/media/Helsinki%20Chronic%20Pain%20Index.pdf

Häufige Follow-up-Konsultationen

Eine jährliche geriatrische Routineuntersuchung wird für jeden Hund in der prä-geriatrischen Kategorie empfohlen 22. Tiere im geriatrischen Stadium sollten dagegen mindestens alle sechs Monate untersucht werden, und Hunde mit bestätigter Frailty sogar alle drei Monate 4. Diese Untersuchungen umfassen eine Frailty-Beurteilung, eine kognitive Beurteilung (mit Hilfe der CCDR-Skala) und Labortests. Ein minimales Blutprofil (Harnstoff, Kreatinin, Gesamtkalzium, Gesamtprotein, Albumin, Cholesterin, Bilirubin, Serum-Alanin-Aminotransferase und Alkalische Phosphatase) sollte bei asymptomatischen geriatrischen Hunden alle sechs Monate erstellt werden 4 22, je nach Indikation aber auch häufiger. Nach Möglichkeit sollten regelmäßig auch Harnanalysen, Blutzuckerbestimmungen und hämatologische Untersuchungen durchgeführt werden. Ein Fragebogen über die Umweltbedingungen und die Lebensgewohnheiten des Hundes (kann vom Besitzer im Wartezimmer ausgefüllt werden) kann ebenfalls hilfreich sein, um gezielte tierärztliche Empfehlungen aussprechen zu können.

Beurteilung der Ernährung und diätetische Empfehlungen

Eine Beurteilung der Ernährung sollte im Zentrum einer jeden geriatrischen Konsultation stehen. Das Körpergewicht sowie der Muscle Condition Score (MCS) und der Body Condition Score (BCS) – beide entwickelt von der WSAVA – sollten nach Möglichkeit ab der Geburt des Tieres beurteilt und aufgezeichnet werden, um eine Gewichtskurve für jeden Patienten erstellen zu können. Ziel ist es, das Einsetzen einer Sarkopenie rechtzeitig zu erkennen, auch wenn sich dies gelegentlich als schwierig erweisen kann, wenn der Abbau der Muskelmasse von einer erhöhten Körperfettmasse maskiert wird. Die Beurteilung des MCS erfolgt über eine Palpation der Lendenwirbelsäule, der Schläfenbeine, der Schulterblätter und der Beckenknochen 4. Jegliche Anzeichen von Adipositas oder Gewichtsverlust werden aufgezeichnet.

Eine Beurteilung der Nährstoff- und Energiezufuhr über die Tagesration ist ein ganz entscheidender Punkt bei der Analyse der Ernährung des Patienten. Im Idealfall wird ein detaillierter diätetischer Vorbericht des Hundes erhoben und mit Hilfe eines Rationsrechners detailliert beurteilt. Eine genauere Beurteilung der Ernährung lässt sich über eine computergestützte Analyse mit einer entsprechenden Software erreichen. Da prä-geriatrische und geriatrische Hunde spezielle diätetische Bedürfnisse haben, sollte der Tierarzt in jedem Fall eine adäquate, bedarfsgerechte Ernährung empfehlen 23, denn in der Tat handelt es sich bei Sarkopenie und Fehlernährung um die Eckpfeiler des Frailty-Teufelskreises. Mit dem Altern und einem altersbedingt gestiegenen Proteinumsatz kann der diätetische Proteinbedarf eines Hundes steigen, wenn keine Kontraindikationen wie eine chronische Nierenerkrankung (CNE) oder andere Erkrankungen vorliegen. Wichtig ist die Sicherstellung einer optimalen Proteinqualität in der Nahrung (kommerzielle Tiernahrung oder zu Hause zubereitete Ration, die von einem Spezialisten für Tierernährung berechnet wird), wobei hydrolysierte Proteine in diesem Zusammenhang von Nutzen sein können. Eine Studie empfiehlt, dass bei gesunden geriatrischen Hunden 25 % der Kalorienaufnahme aus qualitativ hochwertigen Proteinen stammen sollten 24. Diese Menge kann erhöht werden, wenn eine Sarkopenie vorliegt und keine Kontraindikation (wie z. B. CNE) besteht. Zu beachten ist, dass Nahrungen vom BARF-Typ bei prä-geriatrischen und geriatrischen Hunden nicht empfohlen werden.

Der diätetische Phosphorgehalt sollte bei geriatrischen Hunden nach Bedarf reduziert werden (Zielgehalt: 0,3-0,7 % der Trockenmasse – maximal etwa 1,6 g/1000 kcal). Bei Gelenkschmerzen sind Omega-3-Fettsäuren wie EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) zu empfehlen. Bei Hunden mit Osteoarthrose werden 2,5 g Omega-3-Fettsäuren aus marinen Quellen pro 1000 kcal empfohlen 24, und in der Praxis sind mindestens 2 g Omega-3-Fettsäuren aus marinen Quellen pro 1000 kcal erforderlich. Diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren (PUFAs) haben antiinflammatorische Eigenschaften, die bei betroffenen Hunden eine wichtige Rolle spielen, da das Frailty-Syndrom unter anderem auch mit Entzündungen assoziiert ist. Studien über Zusammenhänge zwischen Ernährung und Frailty bei Hunden liegen bislang jedoch nicht vor, und bei den meisten Empfehlungen handelt es sich um Extrapolationen aus der Humanmedizin 25. Wichtig ist darüber hinaus die Sicherstellung einer bedarfsgerechten diätetischen Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen. Bei Fütterung mit zu Hause selbst zubereiteter Nahrung sollten Vitamine und Mineralstoffe immer entsprechend supplementiert werden.

Da kognitive Dysfunktion Teil des Frailty-Syndroms ist, sollte die Supplementierung der Nahrung auch diesen Aspekt berücksichtigen. Bei Hunden mit CCD wird eine Supplementierung der Nahrung mit Antioxidanzien empfohlen, in Kombination mit einer Bereicherung der Umwelt (siehe unten) 23 26. Einer Studie zufolge haben sich mittelkettige Triglyzeride als gute alternative Energiequelle für das Gehirn im Rahmen einer diätetischen Strategie bei kognitiver Dysfunktion erwiesen 26. Auch einige Arzneimittel können sich bei Hunden mit klinischen Symptomen einer kognitiven Dysfunktion als hilfreich erweisen, unter anderem Selegilin (0,5-1 mg/kg PO alle 24 Std. morgens) und Propentofyllin (2,5-5 mg/kg PO alle 12 Std.) 26. Zu beachten ist, dass in diesen Fällen vor der Einleitung einer Behandlung mit solchen Arzneimitteln immer potenzielle Risiken berücksichtigt werden müssen, wie zum Beispiel potenzielle begleitende Erkrankungen.

Umweltmanagement und kognitive Stimulation

Die vom Besitzer gebotene Umwelt und die Lebensqualität sind ebenfalls wichtige Faktoren für Hunde mit Frailty-Syndrom. Körperliche Aktivität sollte gefördert werden, und Spaziergänge unterschiedlicher Dauer (abhängig vom klinischen Zustand) sind generell zu empfehlen (Abbildung 2). Die körperliche Bewegung kann flexibel an den Zustand des Hundes angepasst werden (z. B. kurze, schonende Spaziergänge oder Schwimmen), um die Muskelmasse zu erhalten.

 

Franck Péron

Sarkopenie und Fehlernährung sind die Eckpfeiler des Frailty-Teufelskreises … geriatrische Hunde haben spezielle Bedürfnisse, und eine adäquate, bedarfsgerechte Ernährung sollte für Tiere dieser Kategorie in jedem Fall empfohlen werden.

Franck Péron

Die sensorische Stimulation und die kognitive Motivation des Hundes können durch Exposition gegenüber vielfältigen Gerüchen oder taktilen Reizen und durch aktivitätsfördernde futterspendende Spielzeuge gefördert werden (z. B. Puzzle-Feeders – (Abbildung 3)). Positive Interaktionen (wie z. B. Spielstunden mit dem Besitzer oder Interaktionen mit anderen Hunden), kombiniert mit fortgesetztem Lernen können ebenfalls sinnvoll sein. Hilfreich ist auch das Ausführen des Hundes an unbekannten Orten, die neu erkundet werden müssen. Zu empfehlen ist darüber hinaus das Anbieten mehrerer Schlafplätze. Zu vermeiden ist allerdings eine häufige Verlegung von Schlaf- und Fütterungsstellen, denn ebenso wichtig wie Abwechslung ist die Schaffung einer für den Hund vorhersehbaren und sicheren Umwelt. Erreicht werden kann dies zum Beispiel durch regelmäßige eingehaltene Fütterungs- und Ausführzeiten und die Vermeidung von Stress auslösendem Lärm 26. Die Lebensqualität des Hundes muss regelmäßig zusammen mit dem Besitzer diskutiert werden. Verschiedene Tools wie die HHHHHMM-Skala (Sie können das PDF unten herunterladen) oder IT-Lösungen wie der VetMetrica-Fragebogen oder die Grey Muzzle-App können helfen, zu beurteilen, auf welche Weise und in welchem Maße ein Hund durch sein Alter und seinen Zustand beeinträchtigt wird. Darüber hinaus können solche Instrumente auch bei Überlegungen hinsichtlich des Lebensendes eines Hundes hilfreich sein.

Körperliche Bewegung ist vorteilhaft für alle Hunde, auch für ältere Tiere mit dem Frailty-Syndrom. Spaziergänge sollten dann aber von kurzer Dauer sein, ein gemäßigtes Tempo haben und auf flachem Gelände stattfinden.

Abbildung 2. Körperliche Bewegung ist vorteilhaft für alle Hunde, auch für ältere Tiere mit dem Frailty-Syndrom. Spaziergänge sollten dann aber von kurzer Dauer sein, ein gemäßigtes Tempo haben und auf flachem Gelände stattfinden. © Shutterstock

Ältere Hunde können durch verschiedene Spielzeuge und Puzzle-Feeder eine vorteilhafte kognitive Stimulation erhalten.

Abbildung 3. Ältere Hunde können durch verschiedene Spielzeuge und Puzzle-Feeder eine vorteilhafte kognitive Stimulation erhalten. © Shutterstock

Die Autoren danken Dr. Delphine Moniot, Dr. Charlotte Devaux und Prof. Loïc Desquilbet für ihre wertvollen Kommentare.

Die HHHHHMM-Skala

Das Interesse an der caninen geriatrischen Medizin nimmt heute stetig zu, und insbesondere das Frailty-Syndrom – sowie einfache Methoden zur Beurteilung dieses Problems – bieten praktischen Tierärzten die Möglichkeit, sich dem Thema des biologischen Alterns bei Hunden zu nähern und damit über das rein chronologische Altern hinauszuschauen. Wenn wir in der Lage sind, die medizinische Versorgung und die Medikation alternder Hunde mit Hilfe spezifischer geriatrischer Konsultationen schnell anzupassen, sollte dies zum einen die Compliance der Besitzer fördern und zum anderen das gesündere Altern unserer caninen Patienten unterstützen. Nach wie vor sind aber noch viele Punkte offen, wie zum Beispiel die Frage des Einflusses des Mikrobioms auf das canine Frailty-Syndrom. Zukünftige Langzeitstudien werden uns aber sicherlich interessante neue Antworten geben und dafür sorgen, dass unsere Hunde noch gesünder altern können.

Literatur

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Frank Peron

Frank Peron

Dr. Péron schloss sein Studium an der Tierärztlichen Hochschule Alfort ab und beschäftigte sich im Anschluss daran mit dem Thema Kognition bei Tieren, bevor er sich auf das Gebiet der Neurowissenschaften spezialisierte und an der Universität Paris Ouest promovierte (PhD). Im Jahr 2016 erhielt er die Board Certification für Animal Welfare. Mehr lesen

Sara Hoummady

Sara Hoummady

Dr. Hoummady schloss ihr Studium an der Tierärztlichen Hochschule Alfort in der Region Paris ab und beschäftigte sich im Anschluss daran mit der Ethologie der Hunde und dem Verhalten von Arbeitshunden. Sie spezialisierte sich auf kanine Geriatrie und promovierte (PhD) am CNRS (Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Frankreich), bevor sie sich auf dem Gebiet Tierernährung in der Tiernahrungsindustrie weiterbildete. Mehr lesen

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