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Veterinary Focus

Ausgabe nummer Orthopädie

Die Rolle der TFA bei der Rehabilitation von Hunden

veröffentlicht 24/01/2025

Geschrieben von Cynthia Mercier

Auch verfügbar auf Français , Italiano , Español und English

Physikalische Rehabilitation spielt eine zentrale Rolle bei der Erholung von Patienten mit orthopädischen, neurologischen und geriatrischen Erkrankungen. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Aspekte eines wirkungsvollen Rehabilitationsplans und zeigt, welche Rolle Tiermedizinische Fachangestellte (TFAs) auf dem Weg eines Patienten zu Gesundheit und Wohlbefinden spielen können.

Golden Retriever mit den Vorderpfoten auf Übungsbällen, auf der Suche nach einem Leckerbissen bei einer Gleichgewichtsübung für den Oberkörper.

Kernaussagen

TFAs können eine wichtige Rolle bei der Erholung von Tieren nach orthopädischen und neurologischen Erkrankungen und bei der Behandlung älterer Tiere spielen. 


Massagetherapie ist ein integraler Bestandteil eines multimodalen Behandlungsansatzes zur Schmerzkontrolle und Mobilitätsverbesserung.


Therapeutische Übungen sind eine wichtige Komponente von Rehabilitationsplänen für zu Hause, wobei der Fokus auf effizienten Techniken und Methoden liegt, die nur wenig Equipment erfordern. 


Jeder Reha-Patient benötigt einen geeigneten Ernährungsplan, der auf seine individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist, um optimale Therapieergebnisse zu erzielen.


Einleitung

In der Humanmedizin hat sich die Physiotherapie als erfolgreicher Bestandteil zahlreicher Rehabilitationsprogramme für Patienten mit Verletzungen und chronischen Erkrankungen etabliert. Gleiches gilt aber auch für den Veterinärbereich, wo die Behandlung orthopädischer und neurologischer Erkrankungen mit individuellen Rehabilitationsprogrammen zweifellos ihre Berechtigung hat und über die letzten Jahre zunehmend an Popularität gewonnen hat. Die Vorteile der physikalischen Therapie sind sehr vielfältig und umfassen unter anderem die Wiederherstellung von Mobilität und das Schmerzmanagement bei chronischen Krankheiten 1. Die im Bereich der Rehabilitation eingesetzten Techniken und Methoden sollen unter anderem Schmerzen lindern, die Durchblutung fördern, und Schwellungen reduzieren. Die generelle Empfehlung lautet, dass physische Rehabilitation von approbierten Tierärzt*innen durchgeführt werden sollte. Wenn es die örtlichen gesetzlichen Vorgaben zulassen, können rehabilitative Maßnahmen aber auch von TFAs mit Fachkenntnissen im Bereich physikalische Rehabilitation bei Tieren oder von zertifizierten Physiotherapeut*innen mit entsprechender Ausbildung in veterinärmedizinischer Anatomie und Physiologie durchgeführt werden. Wird eine physikalische Rehabilitation von einer Person ohne tierärztliche Approbation durchgeführt, sollte sie stets unter der Aufsicht oder mit einer Überweisung des Tierarztes oder der Tierärztin erfolgen, der/die auch für die Behandlung und die Nachsorge des Patienten verantwortlich ist 2

Massagetherapie  

Die Massagetherapie ist eine einfache, aber wirksame Technik zur Förderung der Bindung zwischen Tierhalter*innen und ihren Tieren. Es handelt sich um eine manuelle Behandlung von Weichteilgeweben, die positive mechanische, physiologische und psychologische Auswirkungen hat 3. Eine Massagetherapie kann unter anderem vorteilhaft sein für Hunde, die an Osteoarthritis leiden, für Patienten in der postoperativen Phase einer orthopädischen Operation und für Hunde, die nicht gehfähig sind. Die übergeordneten Ziele sind eine Steigerung der Mobilität, die Verbesserung des Bewegungsausmaßes (Range of Motion; ROM) und eine Reduzierung von Steifheit. In der Literatur wird eine Vielzahl unterschiedlicher Techniken beschrieben, von denen hier drei erörtert werden: die Kompressionsmassage, die Triggerpunktmassage und die Friktionsmassage. Es wird empfohlen, jede Massagesitzung mit der so genannten Effleurage (Streichung) zu beginnen. Bei dieser Technik werden sanft, streichende Bewegungen auf der Zielregion ausgeübt, um die Durchblutung anzuregen, und dem Patienten die Gelegenheit zu geben, sich zu entspannen und sich an die Berührung zu gewöhnen 2.

Kompressionsmassage

Während man die Effleurage durchführt, wird die Hand über einen zu behandelnden Muskel gelegt und für die Dauer von 10-15 Sekunden wird mechanischer Druck ausgeübt, gefolgt von weiterer Effleurage und anschließend erneutem Druck (Abbildung 1). Diese alternierende Technik ermöglicht es dem Hund, sich zu entspannen, bevor die nächste Manipulation erfolgt. Der Nutzen dieser Technik besteht in der Erhöhung von Mobilität und Flexibilität des Gewebes und in der Förderung des Lymphflusses 2,4.

Golden Retriever auf der Seite liegend mit einer Hand, die eine Kompressionsmassage an seiner Schulter durchführt.

Abbildung 1. Technik der Kompressionsmassage durch Druckausübung auf einen Muskel.
© Cynthia Mercier

Triggerpunktmassage

Während der initialen Phase der Massage können verspannungsbedingte myofasziale Triggerpunkte festgestellt werden. Diese entstehen in der Regel durch die Ansammlung von Milchsäure, die eine Reizung motorischer Nerven verursacht 4. Stellen Sie sich vor, Sie selbst erhalten eine Massage, und der Therapeut findet eine knotige Verhärtung in Ihrem Trapezmuskel, und Ihr Körper reagiert natürlich auf die Berührung. Mit der Triggerpunktmassage können diese Knoten gezielt behandelt und beurteilt werden. Dabei wird für die Dauer von 10-15 Sekunden Druck ausgeübt, gefolgt von einer Effleurage, und erneut wiederholter Druckausübung und so weiter. Der Vorteil dieser Technik besteht in der Förderung der Durchblutung und der Lockerung des betroffenen Muskels (Abbildung 2). 

Golden Retriever auf der Seite liegend, wobei eine Hand mit dem Daumen Druck auf den Triggerpunkt an der Hüfte ausübt.

Abbildung 2. Triggerpunktmassage durch Anwendung von anhaltendem mechanischem Druck auf myofasziale Triggerpunkte mit dem Ziel, diese Punkte zu deaktivieren.
© Cynthia Mercier

Friktionsmassage

Die Friktionsmassage (Reibungsmassage) wurde von Dr. James Cyriax, einem renommierten humanmedizinischen Orthopäden, entwickelt. Diese Massagemethode konzentriert sich auf Weichteilgewebekomponenten wie Bänder, Sehnen und Muskeln, um deren Beweglichkeit und Elastizität zu erhalten und die Bildung narbiger Adhäsionen zu verhindern oder zu lösen 5. Während manueller Druck auf den behandelten Bereich ausgeübt wird, werden kleine Drehbewegungen mit dem Daumen oder der Fingerspitze in einem 90-Grad-Winkel zu den Muskelfasern ausgeführt 2,4 (Abbildung 3). Im Unterschied zur Standard-Friktionsmassage fördert die tiefe Friktionsmassage eine spontane Hyperämie 2.

Bei der Massage eines Hundes ist die ergonomische Haltung des/der TFA ebenso wichtig wie die Positionierung des zu behandelnden Tieres. Um einen möglichst hohen Komfort sowohl für den Hund als auch für den Therapeuten oder die Therapeutin sicherzustellen, muss der Hund in einem ruhigen Raum auf einem Tisch oder einer anpassungsfähigen Oberfläche bequem gelagert werden, normalerweise in Seitenlage. Das benötigte Equipment besteht unter anderem aus einer rutschfesten Matte, einem höhenverstellbaren Tisch und Decken.

Golden Retriever auf der Seite liegend mit einer Hand, die mit Zeige- und Mittelfinger eine Friktionsmassage durchführt.

Abbildung 3. Friktionsmassage, bei der mit den um 90 Grad abgewinkelten Zeige- und Mittelfingern Druck senkrecht zur Richtung der Muskelfasern ausgeübt wird.
© Cynthia Mercier

Therapeutische Übungen

Die enge Zusammenarbeit zwischen Reha-Team und behandelnden Tierärzt*innen ist die Voraussetzung für die Erstellung und praktische Umsetzung eines umfassenden und gut koordinierten Rehabilitationsplans. Tierhalter*innen können durch die aktive Einbindung in die Übungen zu Hause in ganz wesentlichem Maße zum Gesamterfolg des Therapieplans beitragen. Offene Kommunikationskanäle zwischen TFAs und Tierhalter*innen ermutigen dazu, Fragen zu stellen und bieten eine Plattform für eine fortlaufende Unterstützung, denn es ist wichtig, dass Tierhalter*innen das Gefühl haben, jederzeit um Hilfe oder Erläuterungen bitten zu können. Man unterscheidet grob zwei Arten von therapeutischen Übungen, nämlich passive Übungen und aktive Übungen. Die Wahl der Übungen hängt in jedem Einzelfall vom Patienten und seiner Vorgeschichte ab. Auch die Dauer und die Wiederholungsfrequenz jeder einzelnen Übung sollte sich an den Bedürfnissen des jeweiligen Patienten orientieren.

Passive ROM-Übungen 

Das passive Bewegen von Gelenken hat in vielen Fällen eine wichtig therapeutische Funktion, z. B. bei Osteoarthritis, in der postoperativen Phase einer orthopädischen Operation, nach einer Verletzung oder bei älteren Patienten. Ziel ist es, die Flexibilität zu erhöhen, die Durchblutung zu fördern und die Heilung anzuregen. Passive ROM-Übungen (PROM) werden definiert als Bewegungen ohne Muskelkontraktion 2. Es handelt sich also um Bewegungen der Gelenke durch eine äußere Einwirkung (z. B. durch einen Therapeuten), die eingesetzt werden, wenn ein Hund nicht in der Lage ist, entsprechende Bewegungen aus eigener Kraft auszuführen. PROM-Übungen bestehen im Wesentlichen aus zwei Komponenten: Flexion/Extension (Abbildung 4) und Fahrradbewegung. Wenn der Patient während der Behandlung zu irgendeinem Zeitpunkt Anzeichen von Schmerzen zeigt, wie z. B. einen Widerwillen gegen die Mitwirkung, Abwehrbewegungen oder andere Anzeichen von Stress, muss die Übung sofort abgebrochen werden. Schmerzen sind immer ein Signal dafür, dass die durchgeführte Aktivität zu anstrengend oder für den aktuellen Zustand des Tieres ungeeignet ist. In diesen Fällen sollte der Tierarzt oder die Tierärztin informiert werden, um die Situation zu beurteilen und den Rehabilitationsplan gegebenenfalls anzupassen oder eine zusätzliche Schmerzbehandlung einzuleiten.

Golden Retriever auf der Seite liegend mit einer Hand, die den Ellbogen ausstreckt

a

Golden Retriever auf der Seite liegend mit einer Hand, die Beugeübungen ausführt

b

Abbildung 4. Bei gestütztem, fixiertem Humerus wird das Ellbogengelenk sanft gestreckt (a) und anschließend werden Ellbogen- und Karpalgelenk sanft gebeugt (b).
© Cynthia Mercier

Aktive ROM-Übungen 

Im Anschluss an die initiale Erholungsphase nach einem Trauma (einschließlich Operation) liegt der Schwerpunkt auf der Schmerzkontrolle, dem Management des Entzündungsgeschehens und der Einleitung sanfter aktiver ROM-Übungen. Sobald ein wirksames Schmerzbehandlungsprotokoll eingeleitet ist und das Tier ein zufriedenstellendes Wohlbefinden zeigt, kann das Aktivitätsniveau durch gezielten Einbau therapeutischer Übungen allmählich gesteigert werden 6. In dieser Phase zunehmender Mobilität können einige Maßnahmen zur Verbesserung des Komforts und des Wohlbefindens vorgeschlagen werden. So ist zum Beispiel regelmäßiges Krallenschneiden unerlässlich, da zu lange Krallen die normale Biomechanik der Zehen und Pfoten beeinträchtigen können; Antirutschmatten im Haus verhindern Ausrutschen, das zu einer Beeinträchtigung des Selbstvertrauens des Tieres führen könnte (hier kann rutschfester Zehen- oder Krallenschutz nützlich sein); erhöht positionierte Futter- und Wassernäpfe sorgen für einen verbesserten Komfort des Patienten bei der Nahrungs- und Wasseraufnahme (Abbildung 5); auch Hebehilfen und Hundegeschirre erleichtern Bewegungen.

Großer Hund, der aus einem erhöhten Napf trinkt oder frisst, um bequem zu füttern.

Abbildung 5. Erhöht positionierte Futter- und Wassernäpfe können dazu beitragen, dass ein Hund bequemer Nahrung und Trinkwasser aufnehmen kann.
© Shutterstock

Aktive ROM-Übungen (AROM) werden definiert als Gelenkbewegungen, die mit einer Muskelkontraktion einhergehen, und können durchgeführt werden, wenn der Hund in der Lage ist, die entsprechende Bewegung selbst zu initiieren. Ziel ist es, das Bewegungsausmaß der Gelenke zu erweitern, die Flexibilität des Gewebes zu erhöhen und insgesamt die Funktion von Gelenken und Gliedmaßen zu verbessern 7. Hier beginnt der Spaß! Mit wenig oder sogar ohne Equipment können ansprechende Übungen zu Hause durchgeführt werden. Drei gängige Beispiele für therapeutische Übungen sind Tanzübungen, Sitz-Steh-Übungen und Übungen mit Cavaletti-Stangen:

  • Tanzübungen: Tanzübungen (Abbildung 6) fördern die Gewichtsbelastung, die Stabilität und das aktive Bewegungsausmaß der Hüft- und Kniegelenke 8. Vor der Durchführung von Tanzübungen müssen zunächst aber etwaige Einschränkungen des Hundes beurteilt werden. Wenn der Patient ein eingeschränktes Bewegungsausmaß der Hüftgelenke aufweist oder sich in einer frühen Phase der Rehabilitation nach einer orthopädischen Operation befindet, kann z. B. ein Physioball, auf dem die Schultergliedmaßen ruhen, für mehr Stabilität sorgen. Der Ball wird dann sanft vorwärts und rückwärts gerollt. Dieses Hilfsmittel kann auch dazu dienen, die Stabilität der Schultergliedmaßen zu trainieren (Abbildung 7).
Golden Retriever, der auf den Hinterbeinen steht und die vorderen Gliedmaßen nach oben streckt, unterstützt vom Therapeuten bei einer Tanzübung.

Abbildung 6. Tanzübungen fördern die Gewichtsbelastung, die Stabilität und das aktive Bewegungsausmaß von Hüft- und Kniegelenk; die Schultergliedmaßen werden vom Boden angehoben, um Gewichtsbelastung zu triggern.
© Cynthia Mercier

Golden Retriever mit den Vorderpfoten auf Übungsbällen, auf der Suche nach einem Leckerbissen bei einer Gleichgewichtsübung für den Oberkörper.

Abbildung 7. Tanzübung mit einem Physioball zur Förderung der Gewichtsbelastung der Beckengliedmaßen und der Stabilität des Oberkörpers.
© Cynthia Mercier

  • Sitz-Steh-Übungen: Durch einfache Sitz-Steh-Übungen werden die Kniebeuger und die Hüftstrecker (Glutealmuskeln) aktiviert und trainiert, was zur Stabilisierung der Knie- und Hüftgelenke beiträgt (Abbildung 8). Auch hier müssen etwaige patientenseitige Einschränkungen berücksichtigt werden. So wird es z. B. Patienten mit eingeschränktem Bewegungsausmaß des Kniegelenks und reduzierter Muskelkraft leichter fallen, Sitz-Steh-Übungen auf einer Stufe durchzuführen 2,8 (Abbildung 9).
Schwarzer Labrador sitzend

a

Schwarzer Labrador im Stehen, um ein Leckerchen bei einer Sitz-Steh-Übung zu erhalten

b

Abbildung 8. Sitz-Steh-Übungen tragen zur Stärkung der Knie- und Hüftgelenksbewegung bei; der Fokus liegt auf einer geraden Position, wobei der Patient mit symmetrisch gebeugten Knien aufrecht sitzen sollte.
© Cynthia Mercier

Golden Retriever sitzt auf einer Stufe und streckt sich, um ein Leckerli in einer modifizierten Sitz-Steh-Übung zu erreichen.

Abbildung 9. Sitz-Steh-Übungen können auf einer Stufe durchgeführt werden, wenn der Patient Schwierigkeiten hat, sich aus dem Sitzen zu erheben.
© Cynthia Mercier

  • Cavaletti-Übungen: Das Gehen über Cavaletti-Stangen ist eine gewinnbringende Übung für Tierhalter*innen und Hunde. Diese Übung eignet sich auch für aktivere Hunde als Teil eines Ausdauertrainings oder einfach, um nach einem langen bewegungsarmen Tag in der Wohnung etwas Energie zu verbrennen. Die überbetonte Schrittbewegung über Stangen verbessert die Propriozeption, die Koordination und das Bewegungsausmaß 9,10. Je nach Vorgeschichte und Bedürfnissen des Patienten können die Stangen auf unterschiedliche Höhen eingestellt werden, und idealerweise sollte der Hund zwischen den einzelnen Stangen einen Schritt machen können, um eine bessere Koordination und ein größeres Bewegungsausmaß zu ermöglichen 2,10 (Abbildung 10). Besenstiele und Kegel sind preiswerte Utensilien für Cavaletti-Übungen und die perfekte Kombination, um auch einen anspruchsvollen Parcours aufzubauen.
Hund einer großen Rasse bei der Cavaletti-Übung, bei der er über Stangen zwischen Hütchen springt.

Abbildung 10. Cavaletti-Übungen fördern die Gelenkstreckung, indem sie den Patienten dazu bringen, über Stangen zu gehen.
© Zentrum ANIFORME - Élise Renault-Roy

Zusätzliche Therapiemaßnahmen

Durch enge Zusammenarbeit mit Spezialist*innen auf dem Gebiet der veterinärmedizinischen Rehabilitation können die Patienten von zusätzlichen therapeutischen Modalitäten profitieren. Elektrotherapie (NMES, TENS, therapeutischer Ultraschall) fördert unter anderem die Schmerzlinderung, die Muskelkontraktion und die Weichteilgewebeheilung 11. Therapeutische Laser setzen Lichtwellen mit einer bestimmten Wellenlänge ein, die über eine so genannte Photobiomodulation zu einer Veränderung physiologischer Parameter von Zellen und Geweben führen – die Absorption von Licht durch zelluläre Komponenten triggert Elektronen und stimuliert Zellen, wodurch Prozesse wie Gewebewachstum, Proliferation, Migration und Reparatur gefördert werden 12. Unterwasserlaufbänder (Abbildung 11) nutzen den Wasserwiderstand, um Kraft, Bewegungsausmaß und Ausdauer zu verbessern und gleichzeitig sorgt die Auftriebskraft des Wassers für eine Reduzierung von Gewichtsbelastung und Schmerzen 13.

Corgi läuft auf einem Unterwasserlaufband, um die Beweglichkeit der Gelenke und die körperliche Ausdauer zu verbessern.

Abbildung 11. Unterwasserlaufbänder sind heutzutage weit verbreitet und können sehr vorteilhaft sein, da der Wasserwiderstand Kraft, Bewegungsausmaß und Ausdauer verbessert, während die Auftriebskraft des Wassers die Gewichtsbelastung und Schmerzen minimiert.
© Shutterstock

Ernährung

Ernährung und Rehabilitation gehen Hand in Hand. Dank der Erkenntnis, dass Übergewicht und Adipositas ein potenzielles Risiko für die Entstehung anderer Erkrankungen bei Hunden darstellen, kann das Bewusstsein für diese Problematik bei Tierhalter*innen geschärft und die Bedeutung von Gesundheitsscreenings unterstrichen werden. Unterstützt durch die Ergebnisse zahlreicher Forschungsstudien mit Hunden können sich praktische Tierärzt*innen heute in verstärktem Maße für die Umsetzung wirksamerer Programme zur Vorbeugung von Adipositas und zur Förderung von Gewichtsabnahme einsetzen 14. Das American College of Veterinary Nutrition (jetzt das American College of Veterinary Internal Medicine) hat den „Circle of Nutrition“ mit folgenden drei Komponenten entwickelt 15:

  • Tierspezifische Faktoren: Wichtig ist die Erfassung grundlegender Informationen über den Patienten, wie Alter, Rasse, Gewicht, Vorbericht und aktuell verabreichte Arzneimittel. Der Body Condition Score (BCS) ist ebenfalls obligatorisch, wobei in der Regel 5/9 oder 3/5 (je nach Scoring-System) als ideal gelten. Das WSAVA Global Nutrition Committee stellt eine hilfreiche Scoring-Tabelle zur Verfügung 16. Beurteilt und dokumentiert und während des gesamten Rehabilitationsprozesses überwacht wird zudem die Muskelkondition.
  • Ernährungsspezifische Faktoren: Wichtig ist die Wahl einer Nahrung, die den Bedürfnissen des Patienten am besten entspricht. Unabhängig davon, ob es sich um einen Hund handelt, der abnehmen muss, um einen älteren Patienten, der eine bestimmte Menge an Nährstoffen benötigt, oder um einen Patienten, der nach einem Trauma eine kalorienreiche Nahrung benötigt – diese Entscheidung hängt immer von den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage der Association for Pet Obesity Prevention ergab, dass 59 % der Hunde in den Vereinigten Staaten als übergewichtig oder adipös eingestuft werden (BCS zwischen 6/9 und 9/9) 17. Adipositas kann die Entwicklung und das Fortschreiten von Osteoarthritis und Gelenkerkrankungen nachweislich verstärken. Bereits eine moderate Gewichtsreduzierung von etwa 6-9 % kann bei einem betroffenen Tier eine deutliche Verbesserung bewirken 18. Sehr wichtig ist daher eine sorgfältige Beurteilung des Patienten, um Prioritäten für einen optimalen Therapieerfolg festzulegen. Gewichtsreduktionsprogramme sollten immer sehr sorgfältig tierärztlich begleitet und überwacht werden.
  • Fütterungsmanagement und Umweltfaktoren: Eine vollständige Ernährungsanamnese ermöglicht eine fundierte Diskussion mit den Tierhalter*innen, um festzustellen, wo eventuelle Lücken liegen, woher überflüssige Extrakalorien kommen und welche Änderungen eingeleitet werden können. Dabei können ursächliche Faktoren wie Snacks, ein Haushalt mit mehreren Hunden oder externe Nahrungsquellen ermittelt werden. Die Verwendung der Nutritional Assessment Checklist der WSAVA 19 kann die Erfassung entsprechender Daten erleichtern. 
Cynthia Mercier

Die enge Zusammenarbeit zwischen Reha-Team und behandelnden Tierärzt*innen ist die Voraussetzung für die Erstellung und praktische Umsetzung eines umfassenden und gut koordinierten Rehabilitationsplans. Tierhalter*innen können durch die aktive Einbindung in die Übungen zu Hause in ganz wesentlichem Maße zum Gesamterfolg des Therapieplans beitragen.

Cynthia Mercier

Schlussfolgerung

Effiziente Rehabilitationsprogramme können für Tiere in vielen Situationen von Vorteil sein. In allen Fällen ist aber eine sorgfältige Überwachung unerlässlich, um gute Behandlungserfolge zu erzielen und das Wohl des Patienten in den Vordergrund zu stellen. TFAs verfügen über ein breites Spektrum an Fähigkeiten und können eine entscheidende Rolle spielen, indem sie ihr Fachwissen und ihre Kommunikationsfähigkeiten einsetzen, um sowohl Patienten als auch Besitzer*innen während des gesamten Rehabilitationsprozesses bestmöglich zu unterstützen.

Literatur

  1. Brown JA, Tomlinson J. Rehabilitation of the canine forelimb. Vet. Clin. Small Anim. 2021;51(2):401-420. 

  2. Millis DL, Levine D. Canine Physical Therapy and Rehabilitation. 2nd ed. Philadelphia: Elsevier Saunders 2013;9-519. 

  3. Corti L. Massage therapy for dogs and cats. Top Companion Anim. Med. 2014;29(2):54-58.

  4. Hourdebaigt JP. Canine Massage A Complete Reference Manual. 2nd ed. Washington: Dog Wise Publishing, 2004;71-76. 

  5. Chamberlain GJ. Cyriax’s friction massage: a review. J. Orthop. Sports Phys. Ther. 1982;4(1):16-22. 

  6. Baltzer WI. Rehabilitation of companion animals following orthopedic surgery. NZ Vet. J. 2020;68(3):157-167. 

  7. Drygas KA, McClure SR, Goring RL, et al. Effect of cold compression therapy on postoperative pain, swelling, range of motion, and lameness after tibial plateau leveling osteotomy in dogs. J. Am. Vet. Med. Assoc. 2011;238(10):1284-1291. 

  8. Yoshikawa K, Kitazawa T, Sano T, et al. Kinematic characteristics of canine hindlimb movement during sit-to-stand and stand-to-sit motions. Res. Vet. Sci. 2023;162:104944. 

  9. Holler PJ, Brazda V, Dal-Bianco B, et al. Kinematic motion analysis of the joints of the forelimbs and hind limbs of dogs during walking exercise regimens. Am. J. Vet. Res. 2010;71(7):734-740.

  10. Dycus DL, Levine D, Marcellin-Little DJ. Physical rehabilitation for the management of canine hip dysplasia. Vet. Clin. Small Anim. 2017;47(4):823-850.

  11. Canapp JR, Sherman O. The canine stifle. Clin. Tech. Small Anim. Pract. 2007;22(4):195-205. 

  12. Pryor B, Millis DL. Therapeutic laser in veterinary medicine. Vet. Clin. Small Anim. 2015;45(1):45-56.

  13. Chiquoine J, Martens E, McCauley L, et al. Aquatic therapy. In; Canine Sports Medicine and Rehabilitation. 2nd ed. 2018;208-226. 

  14. Lund EM, Armstrong PJ, Kirk CA, et al. Prevalence and risk factors for obesity in adult dogs from private US veterinary practices. Int. J. Appl. Res. Vet. Med. 2006;4(2):177.

  15. Baldwin K, Bartges J, Buffington T, et al. AAHA nutritional assessment guidelines for dogs and cats. J. Am. Anim. Hosp. Assoc. 2010;46(4):285-296.

  16. World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) Body Condition Score – dog. Available at www. https://wsava.org/wp-content/uploads/2020/01/Body-Condition-Score-Dog.pdf. Accessed October 1, 2024.

  17. Association for Pet Obesity Prevention Web Site. 2022 Pet Obesity Prevalence Survey. Available at: https://www.petobesityprevention.org/thank-you-download-state-of-pet-obesity-report?rq=state%20of%20pet Accessed October 1, 2024.

  18. Marshall WG, Hazewinkel HAW, Mullen D, et al. The effect of weight loss on lameness in obese dogs with osteoarthritis. Vet. Res. Commun. 2010;34:241-253. 

  19. World Small Animal Veterinary Association (WSAVA). Nutritional Assessment Checklist. Available at https://wsava.org/wp-content/uploads/2020/01/Nutritional-Assessment-Checklist.pdf. Accessed October 1, 2024. 

Cynthia Mercier

Cynthia Mercier

Cynthia Mercier schloss ihre Ausbildung zur Registered Veterinary Technician (RVT) 2011 am Boreal College in Ontario Mehr lesen

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