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Veterinary Focus

Ausgabe nummer 26.1 Sonstiges Wissenschaft

Ausgewählte Hautkrankheiten bei Hundewelpen

veröffentlicht 11/03/2021

Geschrieben von Robert Kennis

Auch verfügbar auf Français , Italiano , Română , Español , English und ภาษาไทย

Bei Hundewelpen treten zahlreiche Hauterkrankungen mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Ätiologien auf. Dazu gehören Infektionen, kongenitale und/oder erbliche Erkrankungen und autoimmune Probleme.

Krusten und Erosionen im Gesicht eines Welpen mit juveniler Cellulitis.

Key points

Die direkte Abklatschzytologie der Haut ist ein wichtiges diagnostisches Instrument bei Papeln, Pusteln, Krusten oder Schuppen.


Lymphadenopathie, Pyrexie und Anorexie unterscheiden eine juvenile Cellulitis von Impetigo oder bakterieller Folliculitis.


Primäre Ursachen einer vermehrten Schuppenbildung stehen im Zusammenhang mit Ichthyosen. Beim Golden Retriever gibt es eine einzigartige Form der Ichthyose mit offenbar höherer Prävalenz als andere Formen.


Schuppenbildung als klinisches Symptom kann bei Hundewelpen unzählige Ursachen haben einschließlich Ernährung, Allergien, Parasiten und Infektionen.


Einleitung

Bei Hundewelpen treten zahlreiche Hauterkrankungen mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Ätiologien auf. Dazu gehören Infektionen, kongenitale und/oder erbliche Erkrankungen und autoimmune Probleme. Die Wahl der spezifischen Behandlung hängt in erster Linie von einer genauen Diagnose ab. Dieser Artikel beschreibt eine Auswahl von Hauterkrankungen, die für Tierärzte weltweit von Bedeutung sind. Die einzelnen Erkrankungen werden in einem klinisch relevanten Format vorgestellt mit Hinweisen zu Signalement, Vorbericht, klinischer Untersuchung, Differenzialdiagnosen, diagnostischer Methodologie und Behandlungsoptionen.
 

Impetigo

Impetigo oder Welpenpyodermie ist ein Problem, das bei sehr jungen Hundewelpen noch vor der Pubertät auftritt. Ein oder mehrere Welpen eines Wurfes können betroffen sein. Die Effloreszenzen entstehen sehr schnell, so dass vor Behandlungsbeginn meist nur wenige wegweisende anamnestische Informationen erhoben werden können. Untersuchungen zufolge kann Impetigo im Zusammenhang mit einer Fehlernährung, Ektoparasiten oder Endoparasiten stehen. Es kann sich aber auch um ein idiopathisches Problem handeln. Klinisch zeigen erkrankte Hundewelpen einige wenige bis hin zu sehr vielen Pusteln. Diese befinden sich in der Regel an der unbehaarten Haut des ventralen Abdomens, der Inguinalregion und des Achselbereiches, sie können aber auch an anderen Körperstellen auftreten (Abbildung 1). Gewöhnlich haben die Pusteln keinen Zusammenhang mit den Haarfollikeln (wie dies bei adulten Hunden mit bakterieller Folliculitis häufig der Fall ist) und neigen leicht zur Ruptur, wobei sie dann kleine Krusten oder gelegentlich auch epidermale Collarettes hinterlassen. Wenn zum Zeitpunkt der Vorstellung des Patienten keine Pusteln vorhanden sind, kann der Besitzer unter Umständen eine hilfreiche Beschreibung liefern. In der Regel sind betroffene Welpen durch die Effloreszenzen nicht beeinträchtigt, da diese weder pruriginös noch schmerzhaft sind. Juckreiz wäre in diesen Fällen ein Hinweis auf eine mögliche bakterielle Folliculitis oder eine Dermatophyteninfektion. Die regionalen Lymphknoten sind in der Regel nicht vergrößert, und im typischen Fall sind betroffene Welpen fieberfrei. Weitere klinische Symptome können vorhanden sein, wenn ein Parasitenbefall oder Nährstoffmängel zugrunde liegen.
 

Abbildung 1. Multiple flache Pusteln am Abdomen eines Hundewelpen. © Robert Kennis

 

Die wichtigsten Differenzialdiagnosen bei Pusteln sind bakterielle Infektionen, Demodikose und Dermatophytosen. Zu den immunvermittelten Differenzialdiagnosen gehören die juvenile Cellulitis (siehe unten) und der Pemphigus foliaceus. Letzterer kommt bei jungen Hunden jedoch nur sehr selten vor, obgleich sich die klinischen Symptome sehr stark ähneln. 

Eine weitere wichtige Differenzialdiagnose ist Ektoparasitenbefall. In den südlichen Bundesstaaten der USA und regional begrenzt auch in verschiedenen anderen Ländern spielen insbesondere Feuerameisen (Solenopsis invicta) eine wichtige Rolle, da ihre Bisse zur Bildung von Pusteln führen.

Die direkte Abklatschzytologie der Haut ist die bevorzugte diagnostische Technik. Mit Hilfe eines Glasobjektträgers können die Pusteln zunächst vorsichtig eröffnet werden, bevor ihr Inhalt auf den Objektträger aufgebracht wird. Alternativ können Pusteln auch mit einer kleinen Kanüle eröffnet werden, wobei darauf zu achten ist, keine Blutungen auszulösen. Sind nur Krusten vorhanden, müssen diese zunächst vorsichtig abgehoben werden, bevor der Objektträger auf die Hautoberfläche gedrückt wird. Die mit dem Probenmaterial benetzten Objektträger werden nun luftgetrocknet und anschließend mit modifizierter Wright-Färbung angefärbt. Die mikroskopische Beurteilung erfolgt zunächst mit dem 10x Objektiv und schließlich mit dem 100x Objektiv unter Ölimmersion.

Üblicherweise sieht man bei Impetigo zahlreiche Kokken (in der Regel Staphylococcus spp.) in einer überwiegend neutrophilen entzündlichen Antwort. Werden akantholytische Zellen nachgewiesen, besteht der Verdacht auf Pemphigus. Sind Feuerameisen die Ursache der Pustelbildung, werden Bakterien nur selten nachgewiesen. Abhängig vom Stadium der Pusteln nach der Inokulation des Ameisengiftes ist unter Umständen lediglich nekrotischer Debris zu erkennen. In späteren Stadien können Feuerameisenbisse eine gemischte entzündliche Reaktion mit zahlreichen eosinophilen Granulozyten induzieren. Bei Patienten mit pustulösen Effloreszenzen ist es darüber hinaus ratsam, tiefe Hautgeschabsel zum Nachweis von Demodex-Milben durchzuführen und eine Pilzkultur zum Ausschluss einer Dermatophytose einzuleiten. Biopsien oder bakterielle Kulturen sind in diesen Fällen nur selten erforderlich. Empfohlen wird dagegen eine parasitologische Kotuntersuchung mittels Flotationsverfahren zum Nachweis bzw. Ausschluss möglicher Endoparasitosen. 

In geringgradigen Fällen kann es zu spontaner Heilung kommen. In der Regel ist es ausreichend, betroffene Welpen bis zur Remission zweimal pro Woche mit einem 2-4 %igen Chlorhexidin-Shampoo zu baden. Benzoylperoxid-Shampoos sind zwar wirksam, sie können für die empfindliche Welpenhaut aber zu aggressiv sein. Individuelle Effloreszenzen können zweimal täglich lokal mit topischer Chlorhexidin-Lösung oder Mupirocin-Salbe behandelt werden. In hochgradigen Fällen kann zusätzlich eine orale antibiotische Behandlung erforderlich sein, um eine Remission zu erreichen. Gewählt wird ein Antibiotikum, dessen Wirkungsspektrum Staphylococcus spp. umfasst. Eine gute empirische Wahl sind Cephalosporine der ersten oder dritten Generation, Amoxicillin/Clavulansäure oder Clindamycin. Dagegen sollten Amoxicillin/Ampicillin, fluorierte Quinolone und Tetracycline aus zahlreichen Gründen vermieden werden. Nur selten muss die systemische Therapie länger als 14 Tage durchgeführt werden, es sei denn, es liegt eine begleitende bakterielle Folliculitis vor.

Die Prognose ist sehr gut, und Rezidive treten nur selten auf. Wichtig sind der Nachweis und die entsprechende Behandlung jeglicher zugrunde liegender Erkrankungen, da diese prädisponierende Faktoren für Impetigo darstellen können. Eine sehr wichtige Rolle spielt die Ernährung. Ganz entscheidend ist dabei die Fütterung einer vollwertigen und ausgewogenen Welpennahrung. Zusätzliche Probiotika werden empfohlen, um die Darmflora zu normalisieren und die Immunantworten zu verbessern, insbesondere bei begleitenden Endoparasitosen.

Juvenile Cellulitis

Die juvenile Cellulitis wird auch als juvenile Pyodermie, juvenile sterile granulomatöse Dermatitis oder „Puppy strangles“ bezeichnet. Es handelt sich um eine Erkrankung unbekannter Ätiologie. Betroffen sind hauptsächlich Hundewelpen unter vier Monaten, ältere Hunde erkranken dagegen nur selten. Eine Rasse- oder Geschlechtsprädilektion gibt es nicht, obgleich einige Autoren spekulieren, dass bestimmte Rassen wie der Gordon Setter, der Dackel und der Golden Retriever überrepräsentiert sein könnten. Eine infektiöse Ursache scheint nicht vorzuliegen, obwohl in einem Wurf auch mehrere Welpen betroffen sein können. Schlüssige Daten, die belegen, dass Impfungen einen Einfluss auf die Entwicklung dieser Erkrankung haben, liegen nicht vor. 

Das Fortschreiten der Erkrankung verläuft etwas variabel, es scheint jedoch ein generelles Muster zu geben. Zunächst wird eine Schwellung im Gesicht festgestellt, insbesondere im Bereich der Lefzen und in der periorbitalen Region. In der Frühphase der Erkrankung können Pusteln an den konkaven Seiten der Ohrmuschel auftreten, die sich zum Teil bis in den vertikalen Abschnitt des Gehörganges hinein erstrecken. Diese Pusteln rupturieren sehr schnell und hinterlassen krustöse Effloreszenzen (Abbildung 2). Ähnliche Effloreszenzen können auch im Gesicht auftreten und insbesondere die Periorbitalregionen, das Kinn und die Lefzen umfassen (Abbildung 3), in einigen Fällen sind aber keinerlei Pusteln festzustellen. Mit dem weiteren Fortschreiten dieser Effloreszenzen entstehen eine Alopezie, eine Hautinduration und im späteren Verlauf auch Erosionen und Ulzera in den betroffenen Hautarealen, wobei die Lefzen und das Kinn meist am hochgradigsten betroffen sind (Abbildung 4). Auf ähnliche Weise sind auch die periorbitalen Regionen betroffen. Die Effloreszenzen im Gesicht sind tendenziell sehr schmerzhaft. Die Ohrmuscheln können verdickt sein, sich palpatorisch warm anfühlen und zahlreiche unterschiedliche Effloreszenzen ausbilden. Zudem kann sich eine sekundäre Otitis externa entwickeln. Mit dem weiteren Fortschreiten der Effloreszenzen kommt es in der Regel zu einer Beteiligung der regionalen Lymphknoten. Die Mandibularlymphknoten können sich symmetrisch vergrößern (daher die englische Bezeichnung „puppy strangles“) und durch die Hautoberfläche hindurch ulzerieren. Auch die Buglymphknoten und die Inguinallymphknoten können betroffen sein. In der Inguinal- und Perianalregion kann eine sterile Panniculitis mit Fistelbildung festzustellen sein (Abbildung 5). Betroffene Hunde sind nahezu immer febril, inappetent und inaktiv. Das weitere Fortschreiten der Effloreszenzen führt zu Hypo- oder Hyperpigmentierung. Die tiefe entzündliche Reaktion (Cellulitis) schädigt Haarfollikel und führt zu Narbenbildung in den betroffenen Regionen des Gesichts, des Kinns und der Lefzen.

 

Abbildung 2. Krusten im Ohr eines Hundewelpen mit juveniler Cellulitis. © Robert Kennis

 

Abbildung 3. Hochgradige Cellulitis am Kinn eines Hundewelpen. © Robert Kennis

 

Abbildung 4. Krusten und Erosionen im Gesicht eines Welpen mit juveniler Cellulitis. © Robert Kennis

 

Abbildung 5. Panniculitis und Fisteln bei einem Hundewelpen mit juveniler Cellulitis. © Robert Kennis

 

Die wichtigsten Differenzialdiagnosen bei Pusteln sind bakterielle Infektionen (Impetigo oder bakterielle Folliculitis), Demodikose oder Dermatophytosen. Immunvermittelte Differenzialdiagnosen umfassen Pemphigus foliaceus, Lupus-artige Reaktionen, Vasculitis und kutane Arzneimittelreaktionen. In Anbetracht des schnellen Fortschreitens der Erkrankung und einer Lymphknotenbeteiligung sollten in Einzelfällen auch Neoplasien in Betracht gezogen werden, insbesondere Lymphome.

Eine Verdachtsdiagnose kann auf der Grundlage des Signalements und der klinischen Befunde gestellt werden. Wichtig ist der Ausschluss sämtlicher oben genannten Differenzialdiagnosen, da bei einem Patienten auch mehr als ein Problem vorliegen kann. Direkte Abklatschproben der Haut sollten auf Bakterien untersucht werden, tiefe Hautgeschabsel dienen der Abklärung einer Demodikose, und Haarproben werden einer Pilzkultur zugeführt. Angefärbte direkte Abklatschproben der Haut betroffener Welpen zeigen eine gemischte pyogranulomatöse entzündliche Antwort, Bakterien werden dagegen in der Regel nicht nachgewiesen. Lymphknotenaspirate und -bioptate sollten zytologisch untersucht werden, um Lymphome auszuschließen. Zudem können entsprechende Aspirate und Bioptate von veränderten Hautbereichen herangezogen werden, um die juvenile Cellulitis auf histopathologischem Weg zu bestätigen. In den meisten Fällen kann die Diagnose aber bereits auf der Grundlage der klinischen Symptome und des differenzialdiagnostischen Ausschlusses sämtlicher oben genannten Erkrankungen gestellt werden. Biopsien mit anschließender histopathologischer Untersuchung und bakterielle Kulturen sind jedoch insbesondere in therapieresistenten Fällen zu empfehlen oder wenn die Erkrankung bei einem Patienten in untypischem Alter auftritt.

Die Behandlung der Wahl besteht aus der oralen Gabe von Prednison oder Prednisolon in einer „immunsuppressiven“ Dosierung (1,5-2,0 mg/kg/Tag, verteilt auf mehrere Dosen). Entzündungshemmende Dosierungen (d.h. 0,5-1,0 mg/kg/Tag) reichen im Allgemeinen nicht aus, um eine Remission herbeizuführen. Dexamethason in einer Dosierung von 0,2 mg/kg/Tag kann eingesetzt werden, wenn der Patient auf oral verabreichtes Prednison zunächst nicht zufriedenstellend anspricht. Injizierbare Steroide sollten aufgrund der Unvorhersehbarkeit ihrer Wirkungsdauer nicht eingesetzt werden. Nach Einleitung der oralen Steroidbehandlung beobachtet man in der Regel eine schnelle klinische Besserung innerhalb weniger Tage. Erste Kriterien für die Wirksamkeit der gewählten Behandlung sind ein schneller Abfall der Körpertemperatur und eine Verbesserung des Appetits. Die volle Steroiddosis sollte so lang verabreicht werden, bis eine Remission der Effloreszenzen festzustellen ist, was etwa eine Woche oder länger dauern kann. Wenn keine weitere Verbesserung der klinischen Symptome zu beobachten ist, sollte das Steroid schrittweise ausgeschlichen und schließlich vollständig abgesetzt werden. Generell gilt, dass die Steroidbehandlung nicht länger als notwendig durchgeführt werden sollte. Rezidive treten nur selten auf, es sei denn, die medikamentöse Behandlung wird zu schnell gestoppt. 

Der begleitende Einsatz von Antibiotika wird kontrovers diskutiert. Eine bakterielle Hauterkrankung liegt zwar in der Regel nicht vor, in hochgradigen Fällen können ulzerierende Lymphknoten oder Effloreszenzen jedoch eine Prädisposition für bakterielle Sekundärinfektionen darstellen. Da die Applikation von Glucocorticoiden sowohl die angeborene als auch die erworbene Immunität des Patienten supprimiert, empfiehlt der Autor über den Zeitraum, in dem der Hundewelpe Glucocorticoide erhält, eine begleitende Gabe oraler Antibiotika mit einem Wirkungsspektrum, das Staphylococcus spp. umfasst (wie oben erwähnt im Abschnitt über Impetigo). Bei Patienten mit Panniculitis können warme Kompressen Linderung verschaffen. Da die Effloreszenzen im Gesicht in der Regel sehr schmerzhaft sind, sollten topische Behandlungen vermieden werden.

Die Prognose hinsichtlich einer Heilung ist sehr gut, leider kommt es häufig jedoch zu Narbenbildung und Alopezie in den am hochgradigsten betroffenen Hautarealen. Eine Hyper- oder Hypopigmentierung kann als postinflammatorische Folge auftreten. Es gibt keine Daten, die eine heriditäre Ursache unterstützen oder dafür sprechen, dass diese Erkrankung ein prädisponierender Faktor für weitere immunvermittelte Erkrankungen beim adulten Hund ist.

Schuppenbildung

Vermehrte Schuppenbildung ist ein häufiger Befund bei Hundewelpen. Die Schuppenbildung kann gering- bis mittelgradig erhöht sein, und es kann sich um trockene bis ölige, fest oder locker anhaftende, lokalisierte oder generalisierte Schuppen handeln. Die differenzialdiagnostische Unterscheidung zwischen primären und sekundären Ursachen einer vermehrten Schuppenbildung ist von herausragender Bedeutung für die Prognose hinsichtlich einer Heilung.

Primäre Ursachen einer vermehrten Schuppenbildung hängen mit einer Gruppe von Erkrankungen zusammen, die mit dem Sammelbegriff Ichthyose oder „Fischschuppenkrankheit“ bezeichnet werden. Ichthyosen sind sowohl erblicher als auch kongenitaler Natur, und die klinischen Symptome werden oft bereits in einem sehr frühen Alter festgestellt, gelegentlich aber auch erst bei älteren Tieren. Bei betroffenen Hunden findet man zahlreiche verschiedene molekulare Defekte der Entwicklung des Stratum corneum. Mehrere Hunderassen sind nachweislich besonders anfällig für diese Erkrankung, darunter der Jack Russell Terrier, Soft-Coated Wheaten Terrier, West Highland White Terrier, Cavalier King Charles Spaniel, Amerikanische Bulldogge und Golden Retriever. Diese Liste ist jedoch nicht erschöpfend. Zwischen diesen Rassen besteht eine erhebliche Variabilität im klinischen Bild, unter anderem bezüglich des Grades der Schuppenbildung und der Adhärenz der Schuppen. Eine vollständige Übersicht über diese rassespezifischen Unterschiede würde jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Der Golden Retriever weist eine einzigartige Form der Ichthyose auf, die eine höhere Prävalenz zu haben scheint als andere Formen. Gelegentlich können die klinischen Symptome erst im späteren Leben eines Golden Retrievers zu Tage treten. Die Schuppen können sehr fein oder sehr groß sein, und sie sind im Fell häufig deutlich zu erkennen (Abbildung 6). In der Regel haften die Schuppen nicht besonders stark an der Hautoberfläche an, und ihre Farbe kann je nach Pigmentierung der darunterliegenden Haut von hell bis dunkel variieren.

 

Abbildung 6. Feine Schuppen bei einem Golden Retriever mit Ichthyose. © Robert Kennis

 

Biopsieproben sollten nach Möglichkeit von einem qualifizierten und erfahrenen Dermatopathologen untersucht werden. Die Diagnose erfolgt auf der Grundlage des histopathologischen Nachweises einer diffusen lamellären Orthokeratose und dem Fehlen eines begleitenden Entzündungsgeschehens. Die Veränderungen können jedoch sehr subtiler Natur sein und von Pathologen ohne hinreichende Erfahrung auf dem Gebiet der Dermatopathologie leicht übersehen werden. In einigen Ländern steht ein genetischer Test zur Verfügung, mit dessen Hilfe der Träger-Status bei Zuchttieren beurteilt werden kann, da es sich um ein autosomal rezessives Gen zu handeln scheint. Eine Heilung gibt es nicht, und die Behandlung zielt in erster Linie auf eine Reduzierung der Menge sichtbarer Schuppen ab. Übertriebenes Bürsten des Fells und häufiges Baden, insbesondere mit keratolytischen Shampoos, können das Problem zusätzlich verstärken. In der Regel reicht es aus, den Patienten mit einem milden, emollierenden, hypoallergenen Shampoo zu baden, gefolgt von einer feuchtigkeitsspendenden Creme-Spülung oder einem Humektant. Darüber hinaus bietet der Markt einige Produkte zur Unterstützung der Reparatur der Barrierefunktion der Epidermis an, die bei betroffenen Patienten als adjunktive Therapie sinnvoll sein können.

Die Frage, ob es eine primäre Seborrhoe gibt, wird kontrovers diskutiert. Generell kann eine Seborrhoe durch zahlreiche Ursachen hervorgerufen werden, und in vielen Fällen handelt es sich nachweislich um ein sekundäres Geschehen. Studien zeigen, dass einige Cocker Spaniels im Vergleich zu Hunden anderer Rassen einen erhöhten Zellturnover aufweisen, dessen Folge die vermehrte Bildung von Schuppen ist. Diese Schuppen können trocken (Seborrhoea sicca) oder ölig (Seborrhoea oleosa) sein. Viele betroffene Hunde sprechen auf eine Behandlung mit Vitamin A an. Auch andere Faktoren, wie zum Beispiel die Ernährung, Allergien, Ektoparasiten, Umweltfaktoren, Infektionen und Endokrinopathien, können sich auf den Zellturnover der Haut auswirken und durch eine schnellere Verhornung der Epidermiszellen zu diesem Hautproblem beitragen. Bevor also die Diagnose einer primären Seborrhoe gestellt werden kann, müssen zunächst alle diese Faktoren vollständig ausgeschlossen sein.

Der diätetische Vorbericht (Fütterungsanamnese) ist ein wichtiges Kriterium bei der Beurteilung eines Hundewelpen mit vermehrter Schuppenbildung, da die Ernährung in vielen Fällen eine ganz zentrale Rolle spielt. So induziert beispielsweise ein diätetischer Mangel an Omega-6-Fettsäuren die Entstehung eines stumpfen, trockenen Haarkleides mit vermehrter Schuppenbildung. In diesen Fällen führt die Fütterung einer Welpennahrung hoher Qualität zu einer deutlichen klinischen Besserung. Sichtbare Verbesserungen sind jedoch unter Umständen erst nach mehreren Wochen festzustellen, da die diätetischen Fettsäuren für ihre Inkorporation in die Haut eine lange Zeit benötigen. Da Endoparasiten eine Rolle bei der Malabsorption von Nährstoffen im Verdauungstrakt spielen können, sollten bei Hundewelpen mit vermehrter Schuppenbildung routinemäßig parasitologische Kotuntersuchungen mittels Flotationsverfahren durchgeführt werden.

Auch Allergien können eine Ursache vermehrter Schuppenbildung sein. Die meisten Hundewelpen entwickeln entsprechende Überempfindlichkeitsreaktionen jedoch erst im späteren Alter. Eine Ausnahme bilden Futtermittelallergien, die auch bei Hundewelpen im Alter von weniger als sechs Monaten auftreten können. Zudem können intestinale Parasiten Auswirkungen auf das Immunsystem haben und zu einem Verlust der immunologischen Toleranz gegenüber bestimmten Nahrungsbestandteilen führen. Hundewelpen mit Futtermittelallergie werden meist aufgrund von Juckreiz, gastrointestinalen Symptomen und einer schlechten Haut-/Fellqualität zur Untersuchung vorgestellt. Gelegentlich sind aber auch Urtikaria festzustellen. Die Diagnose erfolgt mit Hilfe einer Eliminationsdiät. Der Autor bevorzugt kommerzielle Diätnahrungen mit hydrolysierten Proteinen und einer für sämtliche Lebensabschnitte ausgewogenen Zusammensetzung. Bei zu Hause selbst zubereiteten Diätnahrungen besteht dagegen die Gefahr einer mangelhaften Vollwertigkeit und Ausgewogenheit, zweier insbesondere bei Welpen sehr wichtiger Kriterien. Ebenfalls eingesetzt werden können Diätnahrungen mit antigenarmer Rezeptur, wenn sie für sämtliche Lebensabschnitte vollwertig und ausgewogen sind (einige sind dies nicht). Eine Eliminationsdiät sollte immer über einen Zeitraum von mindestens acht Wochen verabreicht werden, bevor man beurteilt, ob die Diätnahrung einen Einfluss auf die klinischen Symptome hat oder nicht. Eine anschließende Provokationsdiät mit der ursprünglichen Nahrung sollte im positiven Fall innerhalb von einer Woche zu einem Rezidiv der Symptome führen. Die auf diese Weise identifizierten Allergie auslösenden Nahrungsbestandteile sollten bei der zukünftigen Fütterung natürlich vermieden werden. Persönliche Erfahrungen zeigen, dass Hundewelpen mit einer diagnostizierten Futtermittelallergie auch in ihrem späteren Leben zu Überempfindlichkeiten gegenüber weiteren Nahrungsbestandteilen neigen können.

Vermehrte Schuppenbildung geht oft mit einer Folliculitis einher (Abbildung 7). Da Bakterien, Demodex-Milben und Dermatophyten häufige Verursacher sind, sollten bei jedem Hundewelpen mit vermehrter Schuppenbildung eine direkte Abklatschzytologie der Haut, tiefe Hautgeschabsel und eine Pilzkultur durchgeführt werden. Mit Folliculitis assoziierte Schuppenbildung kann diffuser Natur sein oder mit Papeln, Pusteln oder epidermalen Collarettes einhergehen. Die Behandlung zielt in erster Linie auf eine Beseitigung der Ursache der Folliculitis ab. Durch regelmäßiges Baden des Welpen zweimal pro Woche mit einem keratolytischen oder emollierenden Shampoo kann die Heilung beschleunigt werden.

 

Abbildung 7. Schuppenbildung und Folliculitis bei einem Welpen mit generalisierter Demodikose. © Robert Kennis

 

Malassezia-Hefen können sowohl eine Folge als auch eine Ursache vermehrter Schuppenbildung sein. Die Hefen werden häufig in schuppigen Effloreszenzen nachgewiesen, insbesondere, wenn diese öliger Natur sind. In der Regel verursachen Malassezien einen klinisch relevanten Juckreiz mit nachfolgender Selbsttraumatisierung und Entzündung. Dies führt wiederum zu einer Up-Regulation des Zellturnovers und damit zu vermehrter Schuppenbildung. In den mit modifizierter Wright-Färbung angefärbten direkten Abklatschproben sind die Malassezien in der Regel leicht nachzuweisen. Bei trockenen schuppigen Effloreszenzen und in schwer zugänglichen Arealen, wie zum Beispiel den Zwischenzehenräumen, können alternativ zu Abklatschpräparaten auch Klebestreifenproben genommen werden und wiederum mit modifizierter Wright-Färbung angefärbt werden, wobei hier der Schritt der Fixation weggelassen wird. Der angefärbte Klebestreifen wird anschließend auf einen Objektträger aufgebracht und zum Nachweis der Hefen mikroskopisch mit dem 100x Objektiv unter Ölimmersion begutachtet. Für die Behandlung betroffener Hundewelpen wird eine topische Therapie mit Shampoos, Sprays oder Lotionen mit einem antimykotischen Wirkstoff aus der Gruppe der „Azole“ empfohlen. Oral verabreichte Azol-Arzneimittel sollten dagegen den hochgradigeren oder therapieresistenten Fällen vorbehalten bleiben und ausschließlich bei Hundewelpen über 12 Wochen verabreicht werden. Auch topische Schwefelkalklösungen können bei Hundewelpen sicher eingesetzt werden. Ihre Anwendung erfolgt einmal wöchentlich als Spülung bis zum Erreichen der klinischen Remission. Ein zusätzlicher Vorteil von Schwefelkalk ist seine sehr gute antipruriginöse Wirkung.

Schlussfolgerung

Hundewelpen neigen zu zahlreichen verschiedenen Hauterkrankungen. Dieser Artikel fokussiert sich auf bestimmte, bei jungen Tieren häufig auftretende dermatologische Probleme. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass es darüber hinaus noch zahlreiche weitere Erkrankungen gibt, wie zum Beispiel bakterielle Hautprobleme, Demodikose und Dermatophytosen, die sowohl bei Welpen als auch bei adulten Hunden zum Teil hohe Prävalenzen aufweisen. Bei einem Hundewelpen mit Effloreszenzen muss der Tierarzt deshalb nach den gleichen diagnostischen und therapeutischen Prinzipien verfahren wie bei jeder anderen Erkrankung. Die Wahl der geeigneten Behandlung und der Therapieerfolg hängen letztlich von einer genauen Diagnose ab, die wiederum auf einer logischen Methodologie unter Berücksichtigung von Signalement, Vorbericht, klinischen Symptomen und geeigneter diagnostischer Tests basiert.
 

Weiterführende Literatur

  • Reimann KA, Evans, MG, Chalifoux LV, et al. Clinicopathologic characterization of canine juvenile cellulitis. Vet Pathol 1989;26(6):499-504.
  • Miller, W, Griffin C, Campbell K. Muller and Kirk’s Small Animal Dermatology, 7th Ed. Philadelphia, PA. WB Saunders Co. 2013.
  • Mauldin EA. Canine ichthyosis and related disorders of cornification. Vet Clin North Am Small Anim Pract 2013(43);89-97.
  • Grall S, Guaguere E, Planchais S, et al. PNPLA1 mutations cause autosomal recessive congenital ichthyosis in a Golden Retriever dog and humans. Nat Genet 2012;44(2);140-147.
 

Robert Kennis

Robert Kennis

Robert Kennis, Auburn University College of Veterinary Medicine, Alabama, USA Mehr lesen

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