Lewisburg Pet Health and Nutrition Center
Je mehr wir wissen, desto mehr müssen wir wissen…
veröffentlicht 12/12/2018
Auch verfügbar auf Français , Italiano , Polski , Română , Español , English und Українська
Wasser ist eines der grundlegendsten Moleküle des Universums und essenziell für das Leben wie wir es kennen – Dehydratation ist nicht kompatibel mit Leben. Ein Artikel über die Wasseraufnahme mag daher eigenartig scheinen, aber selbst in den einfachsten Dingen können verborgene Tiefen liegen, wie uns Stefanie Handl und Julia Fritz zeigen.
Es gibt nur sehr wenige Studien zum Trinkverhalten und diesbezüglichen Vorlieben von Hauskatzen.
Gut bekannt ist, dass Katzen prädisponiert sind für Erkrankungen der Harnwege und dass mangelnde Flüssigkeitsaufnahme eine prädisponierende Ursache sein kann.
Eine Erhebung der Autorinnen ergab, dass Katzen offenbar gern unterschiedliche Trinkmöglichkeiten nutzen und daher ein vielfältiges Angebot vorfinden sollten.
Katzen scheinen ihr Trinkwasser bevorzugt aus kleinen Wassernäpfen, entfernt vom Futternapf aufzunehmen.
Wir alle müssen trinken, um zu überleben. Es ist aber gut bekannt, dass bestimmte Spezies spezifische Mechanismen für das Management der Trinkwasseraufnahme und der Wasserhomöostase entwickelt haben. Hauskatzen zeichnen sich durch bestimmte physiologische Charakteristika aus, die sie bei der Aufrechterhaltung ihres Flüssigkeitshaushaltes unterstützen. So können Katzen zum Beispiel akute Flüssigkeitsverluste von bis zu 20 % ihres Körpergewichts vergleichsweise gut tolerieren 1. Zum anderen besitzen sie die Fähigkeit, ihren Harn sehr stark zu konzentrieren 2, um je nach Notwendigkeit Körperflüssigkeit einzusparen. Dies wird oft mit der Abstammung der Hauskatze (Felis silvestris catus) von der Afrikanischen Wildkatze oder Falbkatze (Felis silvestris lybica) begründet, einem angeblichen „Wüstenbewohner“ (Abbildung 1). Allerdings begann die Domestikation der Katze sehr wahrscheinlich vor 9000-10000 Jahren, also zeitgleich mit dem Sesshaftwerden des Menschen im Gebiet des sogenannten „fruchtbaren Halbmondes“ (Gebiet um die Flüsse Euphrat und Tigris, heute Irak, Syrien, Libanon, Israel, Palästina und Jordanien), welches damals keineswegs eine Wüste war.
Unklar ist, ob diese Charakteristika bei unseren Hauskatzen tatsächlich eine Prädisposition für bestimmte Erkrankungen darstellen. Können zum Beispiel chronische Dehydratation oder die Produktion eines konzentrierten Harns mit der Zeit zu bleibenden Schäden der Nieren und der Harnwege führen? Bei einer Wildkatze mit relativ kurzer Lebenserwartung ist dies möglicherweise nicht relevant, bei der Hauskatze, deren Lebenserwartung 20 Jahre durchaus überschreiten kann, dagegen schon. Andererseits leben Hauskatzen unter ganz anderen Bedingungen als Wildkatzen (Wohnungshaltung, Bewegungsmangel, Fütterung), und letztlich können alle diese Faktoren zur Entstehung von Erkrankungen der Harnwege beitragen oder sogar dafür ursächlich verantwortlich sein.
Vor diesem Hintergrund sollte der Flüssigkeitsaufnahme der Katze auf jeden Fall besonderes Augenmerk gewidmet werden, sei es im Rahmen allgemeiner Beratungen zu Haltung und Versorgung einer Katze, als auch im Zusammenhang mit speziellen diätetischen Empfehlungen.
Julia Fritz
Der Wasserbedarf kann zum einen über die Aufnahme von „freiem Wasser“ aus Flüssigkeiten und Nahrung gedeckt werden, zum anderen über „Oxidationswasser“ aus dem Stoffwechsel. So liefert die Verbrennung von 1 g Protein, Stärke oder Fett jeweils knapp 0,4 g, 0,6 g bzw. 1,1 g Wasser 4. Die natürliche Nahrung von Katzen, also Beutetiere wie kleine Säuger und Vögel, enthält rund 70 % Feuchtigkeit 5. Mit 200-250 g Futter pro Tag (entsprechend dem durchschnittlichen Energiebedarf) wird der Flüssigkeitsbedarf somit bereits zu 70 % über die Nahrung gedeckt – ungeachtet des zusätzlichen „Stoffwechselwassers“. Frisst eine Katze Feuchtnahrung mit einem Wassergehalt von 80 % wird der Flüssigkeitsbedarf (bei einer durchschnittlichen Aufnahme von 250-300 g) sogar vollständig über diese Nahrungsaufnahme gedeckt. Bereits vor mehr als 50 Jahren durchgeführte Studien belegten, dass Katzen ihren Flüssigkeitshaushalt allein durch frischen Fisch oder frisches Fleisch decken können 6.
Da die aufgenommene Futtermenge primär durch den Energiebedarf des Tieres bestimmt wird 7, führt eine Nahrung mit geringer Energiedichte und gleichzeitig hohem Feuchtigkeitsgehalt zu einer höheren Flüssigkeitsaufnahme und damit verbunden auch zu einer erhöhten Harnmenge 8 ( Abbildung 2 und Abbildung 3 ).
Bei kommerzieller Trockennahrung mit einem Feuchtigkeitsanteil von maximal 10 % müssen Katzen zusätzlich Wasser trinken, um ihren Flüssigkeitsbedarf zu decken. Die meisten Studien zu diesem Thema kommen zu dem Schluss, dass Katzen bei ausschließlicher Fütterung mit Trockennahrung insgesamt weniger Wasser aufnehmen 9 10 11. Eine Fütterung, die zu einem großen Teil oder ausschließlich aus Trockennahrung besteht, wird daher häufig als Risikofaktor für Nierenund Harnwegserkrankungen diskutiert, allerdings zeigen Studien diesbezüglich widersprüchliche Ergebnisse.
Beispielsweise identifizierte eine Studie 12 Trockennahrung (als Teil der Tagesration oder als ausschließliche Tagesration) als einen Risikofaktor für FLUTD (Feline Lower Urinary Tract Disease). Allerdings wurde in dieser Untersuchung nicht zwischen Urolithiasis und anderen Ursachen unterschieden. Eine weitere Studie 13 kam zu dem Schluss, dass die Art der Fütterung keinen Einfluss auf die Feline Interstitielle Zystitis (FIC) zu haben scheint, sondern dass hauptsächlich Übergewicht und Stress eine Rolle bei der Entstehung dieser Erkrankung spielen. Auch bei chronischer Niereninsuffizienz wurde Trockennahrung nicht als Risiko ausgemacht 14 15. Der größte Einfluss der Fütterung auf Erkrankungen besteht sicherlich bei Harnsteinen, wobei auch hier nicht allein der Feuchtigkeitsgehalt, sondern darüber hinaus noch weitere Eigenschaften der Nahrung (Verhältnis Eiweiß/Fett/Kohlenhydrate, KationenAnionen-Bilanz) eine Rolle spielen. Eine experimentelle Studie 11 zur Harnsteinbildung zeigt, dass ein höherer Flüssigkeitsanteil im Futter zwar das Risiko für Calciumoxalatsteine reduziert, nicht aber das Risiko für Struvitsteine.
Die Zusammensetzung des Harns, das spezifische Gewicht und der pH-Wert sind entscheidende Faktoren für die Harnsteinbildung 16. Diese Faktoren werden durch die Fütterung und die Trinkwasseraufnahme beeinflusst. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Menge der aufgenommenen Flüssigkeit nicht unbedingt direkt mit der gebildeten Harnmenge und der Harnkonzentration korreliert. Harnkonzentration und Harnzusammensetzung sind daher nicht nur vom Flüssigkeitsgehalt des Futters abhängig, sondern darüber hinaus auch vom Gehalt an harnpflichtigen Substanzen (insbesondere Protein und Mineralien), welche wiederum das Harnvolumen an sich sowie die Menge an ausgeschiedenen Mineralien und den HarnpH-Wert beeinflussen 17. Studienergebnisse zum Einfluss bestimmter Futtersorten oder Diäten können daher schwer zu interpretieren sein, da stets alle diese Faktoren berücksichtigt werden müssen.
Trotz der zahlreichen vorhandenen Studien zur Wasseraufnahme über die Nahrung und zu Risikofaktoren für Krankheiten des Harnapparates sind den Autorinnen keine Untersuchungen bekannt, die sich gezielt mit dem Trinkverhalten oder diesbezüglichen Vorlieben von Hauskatzen beschäftigen. Verschiedene Empfehlungen, wie z. B. „Katzen möchten nicht in der Nähe ihres Fressplatzes trinken“ oder „Katzen bevorzugen fließendes, bewegtes Wasser, z. B. aus Katzenbrunnen“, stammen aus der Populärliteratur oder sind von felinen Verhaltensweisen in freier Wildbahn abgeleitet. Um die gängige Praxis des Anbietens von Trinkwasser für Katzen zu dokumentieren und Vorlieben von Katzen bei der Wasseraufnahme zu identifizieren, führten die Autorinnen eine Umfrage durch.
Ein Fragebogen über Daten zur Katze (Alter, Rasse, Geschlecht, bestehende Erkrankungen), ihre Lebensumstände (Wohnort, Freigang, andere Haustiere), die Fütterung, das Angebot an Trinkmöglichkeiten (Art, Menge, Lokalisation, Material) und über das beobachtete Trinkverhalten sowie etwaige Vorlieben wurde an Katzenbesitzer aus der Klientel der Autorinnen und an weitere Tierarztpraxen und -kliniken verteilt sowie in Online-Plattformen zur Verfügung gestellt.
Insgesamt 549 Fragebögen gelangten zur Auswertung. Diese stammten zum Großteil aus Deutschland und Österreich, einige auch aus der Schweiz. Die Geschlechterverteilung der Katzen war nahezu paritätisch und fast alle Tiere waren kastriert. Bei zwei Dritteln handelte es sich um Europäische Kurzhaarhauskatzen, und die am stärksten vertretenen Rassekatzen waren Maine Coon (5 %), British Kurzhaar (4 %) Perser und Siam (je 3 %).
Insgesamt 23 % waren reine Wohnungskatzen, 40 % hatten eingeschränkten Freigang (Balkon, Terrasse, Garten) und 37 % hatten uneingeschränkten Freigang. 32 % lebten in einer Großstadt, 25 % in Kleinstädten oder Vororten und 43 % in einer ländlichen Gegend. 33 % wurden allein gehalten, 44 % zusammen mit anderen Katzen und 27 % zusammen mit Hunden.
Drei Viertel der Katzen aus der Umfrage waren nach Einschätzung ihrer Besitzer gesund, die übrigen 25 % litten vor allem unter chronischer Niereninsuffizienz, Osteoarthritis, Allergien und akuten Verletzungen. Zu beachten ist, dass diese Diagnosen allein auf den von den befragten Besitzern gelieferten Informationen basierten und nicht notwendigerweise tierärztlich bestätigt waren.
Die Art der den Katzen verabreichten Futtermittel ist in Abbildung 4 und Abbildung 5 zusammengefasst. Katzen, die viel Feuchtnahrung bekamen (bis zu gleichem Anteil mit Trockenfutter kombiniert), fanden sich signifikant seltener unter den erkrankten Tieren. Eine offensichtliche Verbindung zwischen Nahrungstyp und Harnwegserkrankungen konnte jedoch nicht festgestellt werden.
Am häufigsten wurde den Katzen das Trinkwasser in Näpfen angeboten (> 80 %), die beliebteste Alternative waren Katzenbrunnen. Die Mehrheit der Katzen, denen beide Optionen zur Verfügung standen, bevorzugte allerdings den Napf. Zudem scheint die Größe der Trinkvorrichtung relevant zu sein, da kleine Näpfe (< 15 cm Durchmesser) bevorzugt wurden. Hinsichtlich des Materials des Napfes wurden keine Präferenzen festgestellt. Am häufigsten wurden Näpfe aus Keramik (60 %) verwendet, gefolgt von Plastik (38 %) und Metall (35 %) und seltener Glas (13 %).
Ob Katzen generell noch andere Trinkmöglichkeiten außer Näpfen oder Brunnen bevorzugen würden, konnte aus diesen Daten nicht erhoben werden, da alternative Trinkmöglichkeiten für eine statistische Auswertung zu selten angeboten wurden. Allerdings wurden fast 60 % der Katzen täglich oder gelegentlich dabei beobachtet, wie sie zusätzlich aus anderen Wasserquellen wie Gießkannen, Blumentöpfen oder Geschirr für Menschen tranken (Abbildung 6). Bei der Hälfte der Freigänger wurde beobachtet, dass sie draußen aus Teichen, Pfützen oder Blumentöpfen tranken (Abbildung 7). Katzen, die uneingeschränkten Freigang hatten, zeigten eine statistisch signifikante Bevorzugung von Wasserstellen im Freien gegenüber ihren Näpfen im Haus.
Meistens tranken die Katzen in einer hockenden Position, Freigänger öfter aber auch im Stehen. Fast die Hälfte (44 %) trank nicht nur, sondern spielte auch mit dem Wasser.
Frisches Leitungswasser wurde den Katzen am häufigsten angeboten. Wenn unterschiedliche Wasserqualitäten zur Auswahl standen (Leitungswasser, stilles Mineralwasser, Regenwasser), bevorzugten Katzen Leitungswasser (welches in Deutschland und Österreich von sehr guter Qualität ist). Die Freigänger tranken auch gern Regenwasser. 27 % der Tierbesitzer boten ihren Katzen außer Wasser auch andere Flüssigkeiten an, am häufigsten Milch oder sogenannte „Katzenmilch“ (laktosefreie Milch).
Freigänger nutzten insgesamt eine signifikant höhere Anzahl von Wasserstellen als reine Wohnungskatzen, auch wenn mehr als die Hälfte der Tierbesitzer (52 %) mehrere Wasserquellen in der Wohnung anboten. Standen mehrere Orte zur Auswahl, wurden Wasserquellen bevorzugt, die in einem anderen Raum stehen als der Futternapf. Dies gilt sowohl für Wohnungskatzen als auch für Freigänger. Trotzdem stand in vielen Haushalten (41 %) eine Tränke direkt neben dem Futternapf.
Die Wassernäpfe wurden von allen befragten Katzenbesitzern mehrmals pro Woche kontrolliert, von über 90 % sogar täglich. Eine Reinigung der Wassergefäße erfolgte in drei Viertel der Fälle ebenfalls täglich. Bei Freigängern wurde häufiger nur Wasser zur Reinigung verwendet, bei reinen Wohnungskatzen hingegen öfter auch ein Spülmittel oder der Geschirrspüler. Desinfektionsmittel wurden nie angewandt.
Stefanie Handl
Primäres Ziel der Erhebung war es, etwaige Vorlieben von Katzen für die Art des Trinkwassers und die Art des Angebotes von Trinkwasser zu identifizieren, um daraus Empfehlungen für die Praxis abzuleiten. Teile der Ergebnisse wurden bereits auf internationalen Kongressen vorgestellt 18 19. Bei der Interpretation unserer Ergebnisse sollte berücksichtigt werden, dass wir nur die Angaben der Besitzer auswerten konnten, welche unter anderem davon abhängen, wie viel Zeit diese haben, um ihre Katzen zu beobachten.
Generell waren sich die Katzenbesitzer offenbar der wichtigen Bedeutung von Trinkwasser bewusst – unabhängig vom Feuchtegehalt der Nahrung – da alle befragten Halter die Näpfe fast täglich kontrollierten und nachfüllten und oft auch reinigten. Allerdings bot nur die Hälfte der Besitzer mehr als eine Wasserstelle an, und diese sehr häufig direkt neben dem Futternapf (Abbildung 8). In diesem Zusammenhang konnte bestätigt werden, dass Katzen grundsätzlich Wasserstellen bevorzugen, die räumlich entfernt vom Ort der Nahrungsaufnahme positioniert sind. Möglicherweise hat sich die Katze hier eine ursprüngliche Verhaltensweise bewahrt, da Orte der Futteraufnahme und verfügbare Wasserquellen in freier Natur oft nicht in unmittelbarer Nachbarschaft liegen.
Eine generelle Vorliebe für ein bestimmtes Material von Trinkgefäßen scheint es nicht zu geben, sehr wohl aber eine Präferenz hinsichtlich der Größe, wobei Näpfe mit kleinerem Durchmesser bevorzugt werden (Abbildung 9). Eine kleine Größe könnte der Katze helfen, die Begrenzung des Napfs und die Wasseroberfläche mit Hilfe ihrer Tasthaare zu erkennen.
Katzenbrunnen werden vielfach empfohlen, um die Flüssigkeitsaufnahme zu fördern, da Katzen bewegtes, fließendes Wasser angeblich bevorzugen (Abbildung 10). Dies konnte mit der vorliegenden Untersuchung jedoch nicht bestätigt werden. Die Ergebnisse decken sich diesbezüglich mit denen anderer Studien, die zwischen Napf und Brunnen keinen statistisch signifikanten Unterschied der Wasseraufnahme feststellen, sehr wohl aber auf große individuelle Unterschiede und Vorlieben hinweisen 20 21. Interessanterweise war eine von zwölf der in einer dieser Studien untersuchten Katzen durch einen Brunnen sogar so sehr gestresst, dass sie Aggression, Overgrooming und Erbrechen zeigte 20.
Stefanie Handl
Katzen scheinen also nicht nur bei der Nahrungsaufnahme, sondern auch beim Trinken ausgeprägte Individualisten zu sein. Nach Kenntnis der Autorinnen ist nicht erforscht, ob hinsichtlich Ort, Form oder Qualität der Tränke bzw. des Geschmacks des Trinkwassers eine ähnliche Prägung stattfindet, wie dies bei der Nahrung der Fall ist 22, und ob eine einmal erlernte Trinktechnik aus bestimmten Gefäßen ein Leben lang bevorzugt wird.
Fraglich bleibt zudem, ob das häufig beobachtete Aufsuchen anderer Wasserquellen (wie z. B. Trinkgläser, Blumentöpfe, Teiche) darauf schließen lässt, dass die vom Besitzer angebotenen Wassernäpfe für die Katzen inakzeptabel sind, oder ob es dem natürlichen Verhalten der Katze entspricht, unterschiedliche Wasserstellen „im Vorbeigehen“ zu nutzen. Offen bleibt auch die Frage, ob das häufig beobachtete „Spielen mit dem Wasser“ als Teil des Trinkverhaltens zu interpretieren ist oder unabhängig davon durch Langeweile oder Interesse an Neuem getriggert wird (Abbildung 11).
Was die Fütterung angeht, konnte die Umfrage im Vergleich zu früheren Untersuchungen einen zunehmenden Trend in Richtung selbst zubereitetem Futter bzw. einer Ergänzung kommerzieller Nahrungen mit Fleisch feststellen. Während in der Erhebung aus dem Jahr 2009 23 (n=243) weniger als ein Prozent der Halter das Futter selbst zubereitete und lediglich 10 % kombiniert fütterten, gaben in der vorliegenden Studie über 3 % der Katzenhalter an, selbst zubereitetes Futter (meist BARF) anzubieten, und 26 % kombinierten kommerzielle Katzennahrungen mit selbst zubereiteten Futtermitteln. Die Kombination von Feucht- und Trockennahrung war in beiden Studien mit 70 % 23 bzw. 75 % (in der jetzt vorliegenden Studie) die bei weitem beliebteste Fütterungsoption. Der Anteil der Katzen, die ausschließlich mit Trockennahrung gefüttert wurden, war in der hier vorliegenden Studie mit knapp 8 % deutlich niedriger als in der Studie aus dem Jahr 2009 (17 %) 23. Diese Entwicklung könnte darin begründet sein, dass die ausschließliche Fütterung mit Trockennahrung in der Populärliteratur häufig als „ungesund“ dargestellt wird, vor allem wegen der geringeren Wasseraufnahme.
• Gutes Leitungswasser ist für Katzen ausreichend und wird in der Regel gut akzeptiert. Ist es jedoch stark gechlort oder weist andere Fremdgerüche auf, sollte es gefiltert oder gegen Mineralwasser ohne Kohlensäure ausgetauscht werden. Auch sauberes Regenwasser kann angeboten werden. |
• Es sollten möglichst mehrere Wasserquellen an unterschiedlichen Orten angeboten werden, auf jeden Fall in ausreichender Entfernung zum Ort der Nahrungsaufnahme, am besten in anderen Räumen. |
• Verwendet werden sollten eher kleinere (< 15 cm Durchmesser) Näpfe aus unterschiedlichen Materialien und in unterschiedlicher Größe. Dies gilt vor allem in Mehrkatzenhaushalten, um den unterschiedlichen individuellen Vorlieben gerecht zu werden. |
• Ob Katzenbrunnen akzeptiert oder abgelehnt werden, muss bei jeder Katze individuell ausprobiert werden. |
• Da Katzen gern aus allen möglichen Quellen Wasser aufnehmen, muss darauf geachtet werden, dass sie dabei nicht mit schädlichen Substanzen in Berührung kommen. So dürfen keine Tassen oder Gläser mit Kaffee, Tee oder Energydrinks herumstehen (Abbildung 12), es muss sichergestellt sein, dass keine Blumentöpfe oder Gießkannen mit Pflanzenschutz- oder Schädlingsbekämpfungsmitteln zugänglich sind und dass Katzen keinen Zugang zu Reinigungsmitteln im Badezimmer oder zu Aquarien mit zugesetzten Medikamenten haben. Vorsicht ist zudem geboten, wenn Gartenteichen oder Brunnen im Winter Frostschutzmittel zugesetzt werden (Abbildung 13). |
Zusätzliche Empfehlungen bei Katzen mit Problemen des Harnapparates |
---|
• Unabhängig von diätetischen Empfehlungen zur Futterzusammensetzung, sollte Feuchtnahrung bevorzugt oder zumindest in Kombination mit Trockennahrung angeboten werden. |
• Ein Geschmack, den die Katze gern mag, kann eingesetzt werden, um die Trinkwasseraufnahme anzuregen. In Frage kommen beispielsweise Kochwasser von Fleisch bzw. Brühe (solange keine schwere Herz- oder Niereninsuffizienz besteht, ist der Salzgehalt vernachlässigbar) oder sogenannte „Katzenmilch“. |
• Immer wieder neue Angebote regen zum Spielen und Erforschen an, wobei auch Wasser aufgenommen wird, z.B. über Eiswürfel oder größere Eisblocks (gern auch mit „Geschmack“) (Abbildung 14). |
• Milchprodukte müssen kein Tabu sein – ein Schluck Vollmilch, Joghurt oder Sahne löst noch keine Verdauungsstörungen durch Lactoseintoleranz aus. Als Grenzwert wird für Katzen eine Aufnahme von 2 g Lactose/kg Körpergewicht angegeben 24, das entspricht 50 ml Vollmilch pro kg Körpergewicht, also 200-250 ml für eine durchschnittliche Katze. |
Zusammengefasst brachte die Studie einige interessante Fakten über Katzen und ihre Trinkgewohnheiten hervor. Der Tierarzt kann interessierten Katzenhaltern diesbezüglich einige allgemeine Empfehlungen geben (Box 1).
Die Autorinnen bedanken sich bei Dr. Britta KieferHecker für die Mitarbeit bei der Entwicklung des Fragebogens, bei den Tierärztinnen Milena Schmidt und Dr. Anna Däuble für ihre Unterstützung bei der Datenerhebung und besonders bei Dr. Christiane Weissenbacher-Lang für die Hilfe bei der statistischen Auswertung. Ein besonderer Dank gilt allen Tierärzten und Tierkliniken, die unsere Umfrage unterstützt haben.
Besitzer suchen bezüglich der Wasseraufnahme ihrer Katze oft eine Bestätigung und den Rat ihres Tierarztes. Katzen können einen großen Anteil ihres Flüssigkeitsbedarfs über die Futteraufnahme decken, wenn sie eine Nahrung mit hohem Wassergehalt bekommen (entweder kommerzielle Feuchtnahrung oder selbst zubereitete Nahrung auf Fleischbasis). Werden Katzen jedoch hauptsächlich oder ausschließlich mit Trockennahrung gefüttert, ist ihre Gesamtwasseraufnahme niedriger. Besitzer sollten darüber aufgeklärt werden, dass ihre Katzen bestimmte individuelle Vorlieben oder Abneigungen bezüglich ihres Trinkwassers bzw. der Trinkwasseraufnahmen haben können. Zudem sollten Besitzer wissen, dass Katzen aufgrund ihrer natürlichen Neugierde Wasser auch aus potenziell unsicheren Quellen trinken können.
Schmidt-Nielsen, K. Desert Animals; physiological problems of heat and water. New York: Oxford University Press, 1964;277.
Zentek J. Untersuchungen zum Mineralstoffhaushalt der Katze unter besonderer Berücksichtigung des Magnesiums. Dissertation, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.
Stefanie Handl
Dr. Handl schloss ihr Studium 2002 an der Veterinärmedizinischen Universität Wien ab und promovierte 2005. Anschließend arbeitete sie als Assistentin Mehr lesen
Julia Fritz
Dr. Fritz schloss ihr Studium 2003 an der Ludwig-Maximilians-Universität München ab und promovierte 2007 am dortigen Lehrstuhl für Tierernährung und Diätetik Mehr lesen
Je mehr wir wissen, desto mehr müssen wir wissen…
Halbtrockene und trockene Tiernahrungen haben in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen...
Die Vielfalt der heute von spezialisierten Tiernahrungsherstellern für Hunde mit chronischen gastrointestinalen...
Wenn uns ein Hund mit einem ernsten Problem vorgestellt wird...