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Veterinary Focus

Hepatologie

Persönliche Empfehlungen... Der Hund mit veränderten Leberenzymen

veröffentlicht 30/01/2020

Geschrieben von Jordi Puig

Auch verfügbar auf Français , Italiano , Español , English und ภาษาไทย

Erhöhte Leberenzyme bei routinemäßigen biochemischen Screenings sind ein häufiger Befund in der Kleintierpraxis. Jordi Puig erläutert, auf welche Weise er entscheidet, ob solche Befunde signifikant sind oder nicht.

Persönliche Empfehlungen... Der Hund mit veränderten Leberenzymen


Jordi Puig

Jordi Puig

Dr. Puig schloss sein Studium 2008 an der freien Universität Barcelona ab und absolvierte nach einer kurzen Zeit in der Allgemeinpraxis ein Internship Mehr lesen

  • Die Sensitivität eines Tests gibt den Anteil kranker Patienten an, bei denen der Test korrekt nachweist, dass sie eine bestimmte Erkrankung haben. Sie misst also die Fähigkeit des Tests, die Erkrankung in einer Population erkrankter Tiere nachzuweisen. Wenn viele falsch negative Ergebnisse auftreten (d. h., ein Tier hat eine bestimmte Erkrankung, diese wird aber vom Test nicht nachgewiesen), ist die Sensitivität niedrig.
  • Die Spezifität eines Tests gibt den Anteil gesunder Patienten an, bei denen der Test korrekt nachweist, dass sie eine gegebene Erkrankung nicht haben. Sie misst also die Fähigkeit des Tests, zu bestätigen, dass ein gesundes Tier die Erkrankung, auf die getestet wird, nicht hat. Wenn viele falsch positive Ergebnisse auftreten (d. h., ein Tier hat eine bestimmte Erkrankung nicht, der Test ist aber positiv für diese Erkrankung), ist die Spezifität niedrig.
Box 2. Sensitivität und Spezifität.

  • Intrahepatische Cholestase:
    • Noduläre Hyperplasie
    • Vakuoläre Hepatopathie
    • Lipidose
    • Neoplasie: primär oder sekundär
    • Hepatitis
    • Sekundäre/reaktive bis systemische entzündliche Erkrankung
  • Extrahepatische Cholestase:
    • Pankreatitis
    • Biliäre Erkrankung: Mukozele, Cholangitis/Cholangiohepatitis
    • Neoplasie: Gallengänge, Duodenum oder Pankreas
  • Induktion:
    • Kortikosteroide
    • Phenobarbital
    • Thyroxin
  • Erhöhte Osteoblastenaktivität: Osteosarkom, Knochen-Remodeling
  • Benigne familiäre Hyperphosphatasämie (Siberian Husky)
 
Tabelle 3. Differenzialdiagnosen bei erhöhter alkalischer Phosphatase.

  • Toxizität infolge von Arzneimitteln oder Toxinen: NSAIDs, Azathioprin, Cycas revoluta (japanischer Palmfarn), Phenobarbital, Lomustin, Paracetamol, Sulfonamide, Xylitol etc.
  • Entzündung: infektiös (z. B. Leptospirose, Cholangiohepatitis/Cholangitis, Sepsis) oder nicht-infektiös (z. B. chronische Hepatitis, Kupferakkumulation, reaktive Lebererkrankung)
  • Zirrhose
  • Metabolisch: Lipidose, Diabetes mellitus, Glukokortikoide, Hyperthyreose
  • Hypoxie/degenerativ: Anämie, Stauung, respiratorische Erkrankung, portosystemischer Shunt
  • Trauma
  • Neoplasie: primär oder sekundär
  • Regeneration von Lebergewebe
Tabelle 2. Differenzialdiagnosen bei erhöhter Alanin-Aminotransferase.

Leberenzyme liefern uns keine Informationen über die funktionelle Kapazität der Leber. Die häufigsten Tests zur Bestimmung der Leberfunktion sind:
  •  Bilirubin: Erhöhte Bilirubinkonzentrationen findet man bei Leberdysfunktion und Cholestase (intra- oder extrahepatisch). Bei einigen Patienten besteht eine funktionelle Cholestase, bei der Hepatozyten aufgrund entzündlicher Faktoren nicht in der Lage sind, konjugiertes Bilirubin in die Gallengänge hinein freizusetzen. Jeder Hund mit einem hochgradigen infektiösen/entzündlichen Prozess kann eine funktionelle Cholestase entwickeln. Gleichzeitig beeinträchtigen die entzündlichen Faktoren den Transport von Gallensäuren mit der möglichen Folge erhöhter Serumspiegel.
  • Glukose: Eine Hypoglykämie entsteht, wenn > 75 % der funktionellen Lebermasse verloren sind. Ursache ist eine Abnahme von Glykogen und des Insulinmetabolismus.
  • Cholesterin: Hohe Konzentrationen sind auf Cholestase zurückzuführen; niedrige Konzentrationen haben ihre Ursache in einer herabgesetzten Cholesterinproduktion.
  • Harnstoff und Ammoniak: Bei Lebererkrankungen können Veränderungen des Harnstoffzyklus zu niedrigen Harnstoffkonzentrationen und hohen Ammoniakkonzentrationen führen.
  • Gerinnungsfaktoren: Da Gerinnungsfaktoren in der Leber gebildet werden, können Lebererkrankungen zu verlängerten Gerinnungszeiten führen. Eine Cholestase induziert eine Gerinnungshemmung, die auf eine reduzierte Vitamin-K- Absorption und eine herabgesetzte Aktivierung der Faktoren II, VII, IX und X zurückzuführen ist.
  • Protein C: Es handelt sich um ein antikoagulatives Protein, das die Unterscheidung zwischen einer Portalvenenhypoplasie und einem Shunt unterstützt ( 4 ). Protein C darf nicht verwechselt werden mit C-reaktivem Protein (CRP).
  • Albumin: Niedrige Albuminkonzentrationen sind die Folge einer herabgesetzten Albuminproduktion bei Verlust von > 70 % der funktionellen Lebermasse.
  • Gallensäurestimulationstest: Erhöhte Konzentrationen weisen auf eine Lebererkrankung oder einen portosystemischen Shunt hin. 

 

Tabelle 1. Leberfunktionstests.